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TROJABURG
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Atlantis - eine wissenschaftliche Annäherung
Größer als Asien und Lybien zusammen und von ihr konnte man damals zu den anderen Inseln hinüber setzen, und von den Inseln auf ganze gegenüber liegende Festland, welches jenes recht eigentlich so zu nennende Meer umschließt....
Auf dieser Insel Atlantis nun bildete sich eine große und staunenswerte Königsmacht, der nicht nur die ganze Insel, sondern viele andere Inseln sowie Teile des Festlandes untertan waren.. von den Ländern am Binnenmeer Lybien bis nach Ägypten, und Europa bis nach Tyrrhenien... Weiterhin brach dann eine Zeit gewaltiger Erdbeben und Überschwemmungen herein, und es kam ein Tag und eine Nacht voll entsetzlicher Schrecken, wo die ganze Masse eurer (der griechischen, Anm. Verfasser), von der Erde verschlungen ward; ebenso tauchte die Insel Atlantis in die Tiefe des Meeres hinab und verschwand.“
Mit diesen Worten läßt Plato in seinen Dialogen Timaios und Kritias Atlantis beschreiben.
Die Wissenschaft neigt häufig zu der Idee, Atlantis sei lediglich eine Konstruktion Platos, um den „Idealstaat“ zu kreieren. Allerdings ist fraglich, ob man sich diesen Argumentes nicht kurzerhand bedient, um weitere Spekulationen im Keim zu ersticken, denn bereits eine erste flüchtige Lektüre der Überlieferung Platos müßte diese Idee absurd erscheinen lassen: Plato selbst weist mehrfach darauf hin, daß es sich eben um eine tatsächliche und reale Geschichte handelt, darüber hinaus weist die Darstellung der Atlantis vieler Orts Stellen auf, die als moralische Ermahnung denkbar ungeeignet scheinen und nicht mit Platos Idealbild aus seinem Werk „Der Staat“ übereinstimmen. Die Identifizierung der Atlantis mit dem Idealstaat scheint bereits aufgrund des überlieferten Hochmut es seiner Bewohner, die zum Untergang der Insel führten, ausgeschlossen, Athen, schon eher ein Idealstaat im Platoschen Sinne, wird dagegen kaum näher betrachtet . Die einleuchtendste Widerlegung ist aber, daß Plato unglaublich klingende Details in seiner Überlieferung beließ, obwohl sie einer Projektion eines Idealstaates wenn nicht im Wege standen, so doch unnötig ablenkten – daher waren auch die meisten Kommentatoren damaliger Zeit der Überzeugung, eine wahre Überlieferung in der Atlantis – Erzählung vor sich zu haben ( Proklos, der von einer Überprüfung der Geschichte vor Ort durch Krantor von Soloi berichtete, Diodor von Sizilien, Poseidonius und Herodot, der jedoch schon vor Plato von Atlantis berichtete).
Doch bereits die Entzifferung der Überlieferung Platos weist eine Reihe von ungeahnten Schwierigkeiten auf: Ist mit den Säulen des Herakles wirklich die Meerenge von Gibraltar gemeint ? Handelt es sich bei Atlantis um eine Insel ? Handelt es sich bei den überlieferten 9000 Jahren um reguläre oder Mondjahre ? Ist Atlantis wirklich untergegangen oder versank nur die Kultur ? Die Fragen ließen sich noch Seitenweise fortsetzen.
Die Geschichte der neueren Atlantisforschung setzt indes mit dem christlichen Chronisten Kirchner ein.
Nach der Beschäftigung des Gelehrten Athanasius Kirchner mit dem Atlantis – Mythos im 17. Jahrhundert, ist der früheste Eintritt der Überlieferung Platos in den Rang eines Forschungsgegenstandes mit dem Namen Ignatius Donnely verbunden, der als eigentlicher Begründer der Atlantologie – der Suche nach Atlantis – gilt. In seinem 1882 erschienenden Weltbestseller stellte er die Thesen auf, daß Atlantis tatsächlich im Atlantik gegenüber der Meerenge von Gibraltar gelegen habe und hier der Ursprung der indogermanischen, semitischen und turanischen Völkerstämme lag, die Atlantis zur ersten menschlichen Hochkultur aufbauten. Nach einer Zehntausende von Jahren währenden Existenz sei Atlantis um 10.000 v.u.Zt. untergegangen, wobei sich einige Bewohner retten konnten und den Grundstein der verschiedenen Hochkulturen in Nordamerika, Ägypten und Mesopotamien legten.
1922 präsentierte Adolf Schulten, ein verdienter Archäologe, mit der Gleichsetzung Atlantis mit dem spanischen Tartessos, eine These, die in der damaligen Gelehrtenwelt große Aufmerksamkeit und Zuspruch hervor rief. Abgesehen von der Unmöglichkeit, Tartessos tatsächlich zu identifizieren, wurde es jedoch erst nach 1200 v.u.Zt. gegründet und dazu bei Plato als Reich des Atlas – Bruder Gades bezeichnet – wenn man sich denn der Gleichsetzung des Gadeirischen Landes mit dem Besitz des Gades anschließen wollte. Die Atlantis – Forschung im weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts wird in der heutigen Betrachtung weitgehend ausgeklammert, da sie in weiten Teilen überschattet von der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland war. Herman Wirth, Begründer der später von der SS übernommenen Ahnenerbe – Gesellschaft, sah Atlantis in der Nordsee als Zentrum der frühen Kulturstufe des nordisch – arktischen Stammes (die zweite Heimat nach Auswanderung aus der amerikanisch – arktischen Urheimat), deren Kultur sich von hier in die Welt ergoß – Albert Herrmann folgte unter Berücksichtigung der sehr umstrittenen Ura – Linda – Chronik den Spuren Leo Frobenius und Paul Borchardts, die beide das lybische Nordafrika mit Atlantis in Verbindung brachten, und vermutete Atlantis im Djerab –Gebirge in der Nähe des nordafrikanischen Triton Sees, wobei er dieses in den Kontext eines nordisch – fälischen Reiches stellte – ohne sich um daraus ableitbare politische Ansprüche etwa des NS – Regimes zu kümmern. Doch auch in anderen Ländern legten Forscher bis zum Wendepunkt 1945 ein großes Augenmerk auf die Verbindung der Atlantis mit dem Ursprung der „arischen“ Rasse – womit auch sie, mehr zeit – als ideologiebedingt, ebenfalls zur schlechten Reputation der Vorkriegs – Atlantisforschung beitrugen.
Der bekannteste Atlantisforscher der Nachkriegszeit war hingegen Otto Muck, der anhand des Beginns des Maya – Kalenders den Untergang von Atlantis auf die Minute genau auf 13.00 Uhr des 5. Juni 8498 v.u.Zt. meinte bestimmen zu können („Alles über Atlantis“). Muck jedoch war einer der ersten, der den Untergang Atlantis durch den Einschlag eines Metereoiten näher beleuchtete. Auch Muck vermutete Atlantis im Bereich der Azoren im Atlantik, wobei er als Beweis unter anderem auf den fehlenden Golfstrom während der ausgehenden Altsteinzeit um 11 000 v.u.Zt. sowie die sonderbaren Laichzüge der Aale verwies, die instinktiv von Amerika und Europa zu ihrer Urheimat, dem inzwischen versunkenen Atlantis im Atlantik zurückkehren würden.
Auch Charles Berlitz, oft als „Däniken“ der Archäologie gescholten, schloß sich der Atlantik These an und favorisierte die Bermudainseln als Rest von Atlantis. Auch hier gingen die Funde jedoch nicht über einzelne Artefakte, die auch von Schiffen verloren gegangen sein könnten, sowie umstrittene Unterwasser – Strukturen hinaus. Eine Lokalisierung besonderer Art präsentierten Richard und Flem Ath, welche die Antarktis vor ihrer Vereisung mit Atlantis gleichsetzten. Während die Beschreibung der kosmischen Katastrophe durch die Erdkrustenverschiebung einige tatsächlich bemerkenswerte Indizien aufweisen kann, vermag sie nicht so recht mit der Beschreibung Platos zu korrespondieren, auch wenn jüngst Gernot Geise anhand moderner topographischer Karten weitere Beweise erbracht haben wollte – eine Übereinstimmung der Lage der Antarktis mit der Beschreibung Platos als „vom Meer umgeben“ und in leichter Erreichbarkeit des „gegenüber liegenden Festlandes“ trifft nicht nur auf die Antarktis zu, wie Geise meint, auch die Übersetzung des Pelagos mit Eismeer erscheint reichlich konstruiert.(„Wo lag Atlantis wirklich ? in: Efodon Synesis 4/2004)
Eine neue Ära der Atlantis – Forschung begann mit dem Verweis auf den wahrscheinlichen Irrtums Platos bei der Zeitangabe: So soll es sich bei den 10 000 Jahren, die von seiner Kenntnis der Überlieferung bis zum Untergang vergangen waren nicht um Sonnenjahre, sondern um („siderische“) Mondjahre gehandelt haben. Denn die Verwendung von Mondjahren ist aus verschiedenen Quellen über die Ägypter überliefert. Damit war es nun erstmals möglich, die für eine so frühe Zeit unrealistischen Aufzählungen über den hohen Kulturstand der Atlanter, der durch den Untergang Atlantis versank, auf das Ende der Bronzezeit zu korrigieren. Diese Erkenntnis muß für die jüngere Forschung keinem geringeren als Jürgen Spanuth zugeschrieben werden, obgleich bereits um 1700 der Rektor der Universität Uppsala, Olaf Rudbek, diese Vermutung anstellte und Atlantis ebenfalls im Norden Europas, allerdings im skandinavischen Teil vermutete. Spanuth hingegen, der diese Theorie als einer der ersten begründete, veröffentlichte 1953 erstmals seine Theorie der Übereinstimmung des Atlantis – Berichtes mit dem nordischen Europa der Bronzezeit.
Doch während seine Grundthese überwiegend auf Ablehnung stieß – nicht zuletzt aufgrund der für gefährlich gehaltenen Nähe zu den Ansichten „der Nazis“ – übernahm man größtenteils die neue Datierung.
Gleichzeit richtete sich der Blick der Atlantologen zunehmend auf den Mittelmeerraum. Hier sind vor allem die griechischen Professoren Galanopoulos, der 1959 als erster die These aufstellte, Marinatos, der 1972 Teile einer verschütteten Stadt auf Thera ausgrub, sowie der Brite J. Luce, der seit 1969 umfangreiche Forschungen durchführte, zu nennen. Das fabelhafte Reich der Minoer mit ihrem Stammsitz auf Kreta und der weite Teile der Ägäis beherrschenden Flotte, wies einige Übereinstimmungen mit Atlantis auf, auch der Untergang – zumindest Thera – Santorins - ,der als Spätfolge des Vulkanausbruchs von Santorin angesehen wird, fügte sich gut in Platos Bericht. Jedoch verursachte der Ausbruch von 1680 v.u.Zt., der weltweite klimatische Veränderungen ausgelöst haben soll, nicht den Untergang der Insel, lediglich die Kultur der Minoer versank und wurde von den festländischen Nachbarn, den Mykenern, beerbt.
Eberhard Zangger veröffentlichte auf dem Höhepunkt des Troja Fiebers seine Atlantis These, derzufolge Plato einen Bericht über die Stadt an den Dardanellen rezitierte. Doch alle Mittelmeer Thesen kollidieren mit einer kleinen aber umso wichtigeren Erwähnung des Berichtes, nach der Atlantis außerhalb der Meerenge an den Säulen des Herakles gelegen habe. Diese werden von der Mehrheit der Atlantologen bei Gibraltar lokalisiert, doch gibt es auch Stimmen, die widersprechen:
Zangger etwa beansprucht die Dardanellen - Meerenge, womit auch ein Ort im Schwarzen Meer in Betracht käme, wenn auch nicht Troja, das unzweifelhaft vor der Enge lag. Auch in anderen Punkten kann Troja als Atlantis – Lokalisierung nicht den Erwartungen entsprechen, die Zangger selbst mit seiner Veröffentlichung „Atlantis entziffert“ weckt: „Der Umgang mit Quellen erfolgt (bei ihm) ganz nach Belieben und getreu der Devise: Die Fakten ausblenden, weglassen und nach eigenem Gusto wieder zusammensetzen“, wie es Strohmeier als Quintessenz, etwas streng, letztendlich jedoch zutreffend umschreibt („Atlantis war nicht Troja“).
Indes ist die mit der Ansiedlung der Säulen des Herakles bei den Dardanellen eine neue Option in den Blickwinkel der Atlantis Forschung geraten: Die durch die nachweisbare Flut um 5500 v.u.Zt, versunkene Schwarzmeerkultur, welche Heimat der Proto – Bandkeramiker vor ihrem Zug nach Mitteleuropa gewesen sei. Diese Theorie widerspricht zwar auch einigen Teilen der Überlieferung, ist jedoch als Urquelle eines Teiles der Überlieferung zu berücksichtigen – vor allem wenn man den Terminus Platos vom „Festland ,welches das wirklich so zu nennende Meer ( in dem Atlantis liegt; Anm. Verfasser) umschließt“, berücksichtigt - eine ausführliche Würdigung hierzu finden Sie auf Seite 26.
Doch auch die Lokalisierung in Nordafrika, nördlich des Atlas – Gebirges erhält neuen Rückenwind: Die Säulen des Herakles wären erst mit Ausweitung des Geschichtsbildes der Griechen, also mit zunehmender Schiffsfahrt, als an der Meerenge von Gibraltar befindlich erschienen, vorher hätten sie die Zufahrt zum seit dem Untergang Atlantis in einer kosmischen Katastrophe verschütteten, Binnenmeer gekennzeichnet, welches heute als Tritonsee bekannt ist. Für sich hat diese neu präsentierte Deutung des Essener Forschers Hofman („Platons Insel Atlantis“) vor allem die zahlreichen nach Atlantis und ihrem Herrscher Atlas benannten geographischen Namen, etwa des Atlas – Gebirges u.a. auf die bereits Hermann verwies – auch Kehnscherper hält den Bezug der Säulen des Herakles auf die Tritonenge für wahrscheinlich, obgleich er Atlantis dennoch im Norden Europas vermutet.
Doch auch hier mangelt es am Verständnis der Deutung außerhalb und innerhalb der Säulen, die für Plato von großer Bedeutung war, denn streng betrachtet wären die außerhalb der Säulen (von Ägypten bzw. Griechenland aus betrachtet) wohnenden lediglich die Lybier und Berberstämme / Tenehu gewesen, in denen Hofmann die Atlanter identifiziert. Zumal verträgt sich die Herkunft dieser Atlanter nicht mit dem „Meer geringerer Größe“ im Vergleich zum Mittelmeer mit der Vorstellung jenes „wahrhaftig als Meer zu bezeichnenden Meeres“, von dem Plato spricht. Auch die Überlieferungen aus Medinet Habu, von Angreifern „von den Inseln im Ozean, die im Norden liegen“ bzw. „Inseln und Festländern am großen Wasserkreis an den fernsten Enden“ sind mit diesem Standort nicht in Einklang zu bringen, obgleich sie nach Meinung vieler Forscher eine Parallelüberlieferung zu Plato darstellen (Spanuth, Gadow, Strohmeier; siehe Artikel Atlantis - Quellen) Die Unmöglichkeit, die vermeintliche Lage von Atlantis am Tritonsee mit einer Insel in Einklang zu bringen, verliert dabei insofern an Gewicht, als das die Übersetzung des ägyptischen Wortes für Insel auch „fernes Gebiet“ lauten könnte.
Die bis heute nachvollziehbarste doch auch nicht minder umstrittenste Lösung der Atlantis Lokalisierung führt zweifellos in das Gebiet der europäischen Megalithkultur aus der nicht zuletzt auch die nordische Bronzezeit hervorging. Der Hauptgrund der An-fechtung liegt dabei hauptsächlich auf ideologischem Gebiet – zu groß ist offenbar die Angst vor einer Bestätigung von Ansichten, die unter andern Vorzeichen zumindest teilweise in einer „dunklen“ Zeit geäußert wurden. Dennoch gibt es eine Reihe von Forschern, die sich der Nordsee – Atlantis Hypothese in vorsichtiger Form angeschlossen haben – in seiner Begründung von Spanuth distanzierend, hat etwa Steuerwald einen Teil Cornwalls als mythische Insel ausgemacht, während Gerhard Gadow (Der Atlantis – Streit) und Günther Kehnscherper, einer der wenigen renommierten Archäologen, Spanuth in vielen Punkten beipflichteten, letzterer die Ausgangskultur aber - vorsichtig ausdrückend - in der Urnenfelderbewegung erkannte, die jedoch ebenfalls aus dem mittleren und nördlichen Europa ausgeht.
Auch Arn Strohmeir hält, bei aller Kritik an Spanuth, die Grundthesen für überzeugend. Selbst populärwissenschaftliche Printmedien übernahmen bereits die Atlantis - Thesen Spanuths als überzeugendste (P.M. 3/2001). Jüngste Stimmen der Befürwortung der Identifizierung Atlantis mit dem frühzeitlichen Europa stammen vom Iren Erlingsson, der überzeugt ist, daß Plato bei seiner Beschreibung das Megalithreich vor Augen hatte, obgleich er zu Beginn seiner Forschungen an eine hypothetische Geschichte Platos dachte. Weiterhin hält er jedoch den Bericht als solchen für eine Mischung aus fiktiven und realem, welche Plato auf Grundlage seiner Kenntnisse des Megalithreiches ansiedelte, wobei Irland bzw. eine vorgelagerte, um 6100 v.u.Zt. versunkene Insel in der Doggerbank seiner Ansicht nach als Vorlage der Königsinsel Basilea diente. Der Geburtshügel der Kleito, Stammutter von Atlantis, wäre dabei Tara und der Poseidontempel Newgrange gewesen. Bei Annahme einer zumindest in großen Teilen zusammenhängenden.- wahren - Geschichte Platos fehlt es dieser Deutung jedoch in weiten Teilen an einer erforderlichen Übereinstimung der geographischen Einzelheiten.
Ebenfalls an das megalithische Reich dachte Helmut Tributsch bei der Lektüre der Plato – Überlieferung, wobei er den Schwerpunkt des Reiches in der Bretagne erkennt. Für Tributsch handelt es sich bei dem Bericht ebenfalls um die Vermischung von Fakten aus verschiedenen Zeitabschnitten.
Während sich die grundlegende, in den weltweiten Flutmythen erhaltende „Sintflut“, als Überschwemmung des Ärmelkanals bereits um 6000 v.u.Zt. ereignete, siedelt er den eigentlichen Untergang von Atlantis bzw. dem europäischen Megalithreich mit dem Einfall der Indogermanen aus Asien um 2200 v.u.Zt. an. (Die gläsernen Türme von Atlantis / Das Rätsel der Götter)
Davon unbeeindruckt, wenden sich die jüngsten Atlantis - Forschungsprojekte wieder Gebieten zu, die doch eigentlich bereits ausgeschieden wurden. Anfang 2000 untersuchte der deutsche Physiker Rainer Kühne mithilfe von Satelliten – Photos erneut die iberische Insel bei Cadiz und konnte unweit des von Schulten und Hennig in derselben Region gesuchten Tartessos einige kreisförmige Fundamente entdecken, die auf einstige Städte verweisen. Allerdings nimmt Kühne dabei an, daß sich die von Plato beschriebenen Ereignisse des Unterganges zwischen 800 und 500 v.u.Zt. ereigneten, obgleich er auch Vermischungen in der Erzählung mit dem Seevölker – Einfall einräumt. Indes ist der Bezug allein auf Iberien bereits durch den Zeitpunkt von Solons Besuch in Ägypten ausgeschlossen; dieser erfolgte nämlich bereits um 640 v.u.Zt.
2003 startete eine britische Expedition zu Inselgruppen gegenüber der Meerenge von Gibraltar, den sogenannten Spartel - Inseln, die allerdings erwiesener maßen bereits um 11 500 v.u.Zt. versanken und lediglich mehrere Kilometer Durchmesser besaßen. Das Schweigen nach der zuvor groß angekündigten Durchführung der Expedition läßt jedoch vermuten, daß auch diese Expedition den Nachweis der vulkanischen Entstehung dieser Inseln nicht widerlegen konnte. Die jüngste Forschung, durch den US – Amerikaner Robert Sarmast, konzentriert sich auf Zypern, vor dessen Küste Funde an eine einstige Kultur erinnern, die um 9000 v.u.Zt. als letzter Teil einer vor Millionen Jahren versunkenen Landbrücke zwischen Afrika und Europa unterging. Doch wie auch die Kulturspuren bei Malta, vermögen die Forschungen nicht den Bericht Platos von einem außerhalb der Säulen des Herakles (= Mittelmeer ?) gelegenen Ursprungsort der Kultur glaubhaft zu bestätigen. Bei der Betrachtung der gesamten Forschung wird jedoch deutlich, daß an vielen Stellen der Erde Relikte aufzufinden sind, die auf frühe Hochkulturen verweisen und vielleicht auch als Bestandteil eines atlantischen Reiches anzusprechen sind – allein aus diesem Grund, ist eine Unterscheidung zwischen Haupt oder Königsinsel und atlantischer Provinz – bzw. Reichsstädte nahezu aussichtslos – jedoch nicht ohne Reiz und Gewinn für die archäologische Forschung an sich.
Atlantis in der Nordsee zu suchen erscheint für den lediglich mit der Schulgeschichtsdarstellung vertrauten abwegig, ein Paradiesartig beschriebenes Reich mit einer befestigten Hafenstadt, Tempeln, Götterstatuen und niedergeschriebenen Gesetzen direkt vor der eigenen Haustür ? Wer jedoch aufmerksam die teilweise nur in Randmeldungen erwähnten Funde im nördlichen Europa allein der letzten Jahre zur Kenntnis genommen hat, den überrascht diese These auch bei Nicht – Kenntis der arbeiten Jürgen Spanuths, des wohl bekanntesten Verfechters dieser Hypothese, nicht wirklich verwundern. Neben den frühesten Einbäumen weltweit (Pesse / Niederlande , ca. 8000 v.u.Zt.),die für eine frühe Entwicklung der Hochseeschiffahrt sprechen, stammt auch die älteste bildliche Schiffs - Darstellung aus dem Norden, der Insel Soeroeja, westlich von Hammerfest. Diese wird auf eine Entstehungszeit von 5000 v.u.zt. geschätzt und zeigt einen Drachenboot – ähnlichen Typus mit 6 Ruderreihen. (Schmich: Hünen, S. 178). Daneben wurden nachweislich auch Tempel aus der Bronzezeit sowie eine weltweit ihresgleichen suchende Funddichte an bronzezeitlichen Waffen und Geräten in Nordeuropa festgestellt. Die Himmelsscheibe von Nebra, der erweis einer frühen Beschäftigung mit der Astronomie, stellt da lediglich Spitze des Eisberges dar. Zwar handelt es sich bei dem im heutigen Holland gefundenen Tempel lediglich um Reste eines 4 m² großen Holztempels aus der Zeit um 1500 v.u.Zt.( BdW 5 / 2002), doch beweist dieser Fund bereits die lange in Abrede gestellte Existenz von Tempeln. Auch die postulierte Schriftlosigkeit der frühen Germanen geriet im Laufe der letzten Jahrzehnte immer mehr ins wanken – die Arbeiten des Amerikaners Barry Fell eröffneten mit der – vermeintlichen ?- Entzifferung von Inschriften neue Horizonte: Danach sollen sich nordische Besucher Amerikas aus der Bronzezeit in einer Tiffinagh Schrift verewigt haben. Dieselbe Tiffinagh Schrift läßt sich auch in schwedischen Felsbildern und einigen nordischen Dolmen in Form sogenannter Schalensteine nachweisen (Knauer). Auch die Arbeiten Herman Wirths, bei aller Umstrittenheit seiner Person – lieferten zahlreiche Hinweise auf den Schriftgebrauch im Nordeuropa der Frühzeit. (Die heilige Urschrift der Menschheit )
Zu berücksichtigen bei der Betrachtung der Funde Nordeuropa ist dabei stets die vorauszusetzende – und für die Lokalisierung der Atlantis an dieser Stelle unvermeidliche – Naturkatastrophe, die sich gegen 1250 v.u.Zt. ereignet haben muß – diese im Hinterkopf erscheint es geradezu als logische Folge, daß – wie auch Plato es beschreibt – die einstigen Stein - Tempel und – Häfen zerstört sind und von Wasser überspült wurden, ebenso wie eventuelle schriftliche Aufzeichnungen auf vergänglichem Material. So könnten die freigelegten Reste der stadt – ähnlichen Siedlung Büdelsdorf, der mit einem Alter von über 4000 Jahren frühesten Steinsiedlung Nordeuropas, lediglich ein kleiner Teil einer Reihe von Steinbauten sein. Ein Fund eines 1800 Jahre alten blauen Mantels aus dem Thorsberger Moor weist auch auf die überlieferte Königswürde hin. Tauchfahrten zum Steingrund vor Helgoland 1911, 1943 und zwischen 1950 und 53 (Spanuth) erbrachten dabei neben bearbeiteten Wegesteinen, und mehreren Kupfer - und Bronzeobjekten auch Reste von Steinbauten ,was allerdings bis heute unbestätigt ist (vergl. Bischoff) Weiterhin wurde auch Elfenbein geborgen, welches jedoch wahrscheinlich Importstücke aus späterer Zeit waren. Wenn dieser Fund auch nicht das für Atlantis von Plato bestätigte Vorkommen von Elefanten im bronzezeitlichen Nordeuropa beweist, hat dafür der Erklärungsansatz Steuerwalds einiges für sich, der – ausgehend von nordischen Felszeichnungen von Elfanten, die teilweise auf Schiffen stehend dargestellt werden, Transporte von Elefanten in den Norden annimmt, wo diese dann in den heutigen Tierparks ähnlichen Gehegen lebten – dadurch wird die Nordsee – Lage zum einen der Plato – Überlieferung gerecht und erklärt auch die Funde am Steingrund. (Die Erklärung Spanuths, nach der Plato auch Elephos, das europäische Wildrind, statt elephas gemeint haben könnte, wird dagegen fast einstimmig abgelehnt)
Die Naturkatastrophe
Wie bereits dargelegt, gelang es im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts an der Nordseeküste den Untergang zahlreicher Marschen und die Zerstörung weiter Küstengebiete nachweisen. Am Ende der Bronzezeit, etwa um -1220, versanken in einer verheerenden Sturmflut ein großer Teil der Westküste von Schleswig-Holstein und Dänemark sowie viele vorgelagerte Inseln. Diese Sturmflut wurde offensichtlich durch den Einschlag eines Kometen, des Phaeton der griechischen Sage, verursacht. Apollonios von Rhodos berichtet, dass Phaeton in die Mündung des Eridanos stürzte. Dadurch wurde die vermutliche Königsinsel Basilea, nahe der Hauptbernsteininsel Althelgoland verwüstet und versank teilweise unter dem Meer. Vieles von Plato beschriebene deckt sich mit der tatsächlich anzunehmenden Lage Helgolands:
- Die im Atlantisbericht erwähnte große Ebene mit einer Ausdehnung von 2000 mal 3000 Stadien (etwa 370 mal 560 km) lässt sich in das – einstige Land – Gebiet zwischen Helgoland (Steingrund), Sylt und Britannien einfügen
- Sie lag an der Mündung großer Ströme
- Auf der Insel gab es rotes, weißes und schwarzes Gestein
- An der Spitze der Insel befand sich ein aufragender Felsen (Helgoländer Kliff / „Wittenklyppe“ – die Reste des weißen Felsens versanken 1771)
- Vor der Insel befand sich nach dem Untergang unpassierbarer Schlamm (Wattenmeer)
- Die Insel bot alles was zum Leben benötigt wurde, auch Kupfererze – Der Geologe W. Witter und andere (Die Untersuchung eines Schwertes der Nord- und Seevölker, das von den Ägyptern zur Zeit des Pharaos Sethos II. erbeutet worden war, lieferte den eindeutigen Beweis, daßdas enthaltene Kupfer nur von der Lagerstätte auf Helgoland stammen konnte (17). In den Folgejahren legten W. Lorenzen und der Geologe H. Schulz weitere Beweise für die Nutzung der Kupfervorkommen bereits in vorgeschichtlicher Zeit vor. ).stellten zweifelsfrei eine bereits zu Beginn der Jungsteinzeit anzusetzende Kupfergewinnung fest, auch wenn die h.L. sich bislang nicht zur Übernahme der Erkenntnisse durchringen konnte (Das Helgoländer Kupfererz hat auch ohne Beimischung von Zinn durch seinen hohen Arsengehalt eine große Härte und war somit für die Herstellung von Waffen besonders gut geeignet.
- Die Insel trug noch in frühmittelalterlicher Zeit verschiedene Tempel, unter anderem eines des Apollon und des Forseti, die ursprünglich ein – und dieselben Himmels – und Schutzgott von Helgoland / Atlantis verkörperten ( Phol / Fosite / Poside)
- Die Insel (Silende – Sylt) trug in frühester Zeit eine Himmelssäule, welche als Ur – Himmelssäule im äußersten Norden das Firmament trug ( Atlas als Himmelsträger) (Zschweigert)
- Auf Helgoland wurde Bernstein gewonnen – vieles spricht dafür, dass es sich hierbei um das Oreichalkos Platos handelte, welches als Lack aufgetragen die Mauern der Königsburg verzierte.
- Mit dem Bernsteinhandel gelangte die Kunde von Atlantis nach Ägypten, dort finden sich auch eindeutige nordische Schwerter, die vermutlich mit den Seevölkern dorthin gelangten
- Der Sonnenkult hat im Norden Europa eine lange Tradition und scheint aus der Zeit eines kalten Klimas zu stammen – in der Bronzezeit entwickelte sich in Nordeuropa ein nie wieder erreichtes Klimaoptimum, welches zur Entfaltung der Kulturblüte im Norden beitrug.(So soll in Südschweden Wein angbaut worden sein, vgl. Bischoff) Die Sonnenverehrung in der weiblichen Form der Lebensspenderin verschob sich zum Himmelsgott Fosite / Poside dem Lichtbringer zum Dank, der die Sonne scheinbar für immer aus dem Labyrinth befreit hat und damit die Kulturblüte ermöglichte.
- Pferdewagen und Rennbahnen haben ebenfalls im megalithischen Europa eine lange Tradition – bei Stonehenge bestand vermutlich eine Rennbahn ebenso wie bei den Externsteinen
- Der Name Basilea läßt sich als germanische Stammform nachweisen:
Ba = leuchten, erhaben – Sil = Säule – eyja = Insel; was Basilea als „strahlende / oberste Säuleninsel ausweist, woraus die Königsinsel wurde (Zschweigert, DGG)
Heidnische Symbolik im Grals – Mythos und die historische Rolle Jesu – eine aktuelle Betrachtung der Hintergründe des Da – Vinci – Codes
Der Mythos des Grals zieht die Menschheit nicht erst seit Erscheinen des Dan Brown Romans Sacrileg in ihren Bann. Chretien de Troyes verarbeitete Ende des 12. Jahrhunderts heidnische und christliche Elemente sowie die Artussage im Gralszyklus, in dem eine kostbare Schale durch ihren Inhalt zum geheiligten Gefäß wird, wenig später schuf Wolfram von Eschenbach mit seinem Parzifal – Epos die erste deutsch – sprachige Gralsdichtung.
In neuerer Zeit prägte Richard Wagner mit seiner Oper Lohengrin die Gralsthematik und stellte die Überlieferung in Dienst des Kampfes Gut gegen Böse – Lohengrin als lichter Ritter der gegen den abtrünnigen Klingsor antritt und siegt.
Für gewöhnlich verbindet man dabei die Grals - Symbolik in erster Linie mit dem Gefäß, in welchem das Blut Jesu während des Abendmahls aufgefangen wurde (nach anderer Überlieferung das Blut durch den Speer – Stich des Legionärs Longinus bei Jesu Kreuzigung, woraus die eigenständige Legende des Speers des Longinus entstand) – diese vom Nikodemus – Evangelium der Spätantike gestiftete Deutung verbindet damit erstmals den Gral mit dem Begriff des heiligen Blutes. Nach Robert de Borons Gralsgeschichte gelangt der Gral mit Joseph von Arimathea, den der Gral während seiner Gefangenschaft sättigt, nach Jesu Tod nach Glastonbury in Britannien – und damit zum Ausgangspunkt seiner symbolischen Herkunft: Hier, in der alten Welt der Kelten, stellt der Kessel seit alters her das heilige, rituelle Gefäß schlechthin dar, in ihm wurden nicht nur Fleisch gekocht und Bier gebraut, sondern er erwuchs zum ewig sättigendem Kultgefäß, welches fester Bestandteil der Grabausstattung keltischer Fürsten wurde. Der Kessel als Lebensspender ist dabei ein altes Erbe der atlantisch – nordischen Kultsymbolik.(Wirth: Aufgang der Menschheit) Von besonderer mythologischer Bedeutung war der Kessel des Dagda, der mit den Tuatha de Dana, den frühen Einwanderern, die eng verbunden mit der Megalithkultur sind, nach Britannien gelangte. Auch die große Muttergöttin Ceridwen braut in einem solchen Kessel den Trunk der Weisheit. Zu den bekanntesten zählt der Kessel von Gundestrup, der neben dem Hörner Gott Cernunnos auch weitere keltische Kultdarstellungen trägt . Mit der Reise Joseph von Arimatheas nach Glastonbury wird gewissermaßen eine Verschmelzung christlicher mit heidnischer –Symbolik vollzogen; denn hier am „Glasturm“ (Glastonbury), dem Standort einer alten Trojaburg, die als Avalon zugleich mythische Heimat des toten König Artus ist (als Toteninsel – im Sinne des megalithischen Wiedererstehungsglaubens zugleich Land der Ahnen - auch als das verlorene Paradies Atlantis zu deuten), ist ein elementarer Ort der Verehrung der alten Urmutter zu erblicken, aus deren Schoß, dem heiligen Gral, das Leben erwacht. Dan Brown gelang es nun bei aller vereinfachenden – weil lediglich auf zwei Widersacher im Gut – Böse Schema – Kirche / Opus Dei gegen Prieure de Sion / Freimaurerei beschränkenden - Verklärung der Rolle der Freimaurerei die heidnische Symbolik einem größeren Leserkreis näher zu bringen. Auch seine Darstellung der Umwandlung heidnischer Symbole in Teufelswerk durch die christliche Kirche ist eine Tatsache, deren Erwähnung nicht oft genug erfolgen kann: „Im Zuge der Bemühungen, die heidnischen Religionen auszurotten und die Massen zum Christentum zu bekehren, hat die Kirche in einer Verleumdungskampagne den Symbolgehalt der heidnischen Gottheiten ins Negative gewendet“ (Robert Langdon in Sacrileg). (Allerdings vereinfacht Brown die Sache über gebühr, wenn er die verwendung von Pentagrammen und äh nlcuihen heidnischen symbolen durch satanische Sekten allein der arbeit Hollywoods unterstellt, ohne auf die entfremdende Verwendung jener symbole durch gewisse freimaurereische Kreise einzugehen.)
Indes führt er dem Leser die doppelte Bedeutung des heiligen Grals in späterer Zeit vor Augen – danach ist die Legende vom heiligen Gefäß lediglich eine Allegorie auf den wahren Gralsgehalt, der ebenfalls mit heiligem Blut – sang real = Königsblut – in Verbindung steht: So wie die Schale der Legende nach das Blut Jesu aufgefangen habe, habe Maria (= der Gral) das Blut Jesu in sich in Form der Leibesfrucht beider Vereinigung aufgenommen. Dokumente, die den Beweis hierfür und damit gleichzeitig der Übergabe der Königswürde auf Maria, die Ehefrau Jesu enthalten, sollen von den Tempelrittern unter den Ruinen des Tempels Salomons in Jerusalem geborgen worden sein. Jesus sei demnach direkter Nachfahre der jüdischen Könige David und Salomon gewesen. (vgl. hierzu Baigent / Lincoln / Leigh: Der heilige Gral und seine Erben / Der Gral) Im Symbol des Grals verbirgt sich das göttlich weibliche, die Heiligkeit der göttlichen Urmutter (dargestellt unter anderem im Bild des letzten Abendmahls Leonardo da Vincis, des vermeintlichen Mitgliedes der Prieure de Sion), gleichsam ein Symbol für die Übergabe der Königswürde und damit des christlichen Pontifikats auf eine Frau bzw deren Sohn, wodurch es eine offizielle Erblinie für die Leitung der christlichen Kirche gegeben hätte – dies würde natürlich dem heutigen, patriarchal geprägten Papsttum jeglichen Boden und die ganze Legitimation entziehen.
Die von den mittelalterlichen Autoren beschriebne Suche nach dem Gral sei demzufolge die Suche nach der göttlichen Urmutter. In der tat spielte die göttliche Urmutter in allen europäischen Ur – Kulten eine große Rolle. Der Sage nach war Kleito die Urmutter von Atlantis ebenso wie von Troja und Athen, und die Frau spielte in den megalithzeitlichen Kulten eine große Rolle – auch bei den Indogermanen stand die Frau in gleichberechtigter Stellung zum Mann, obgleich sie im Verlauf der indogermanischen Wanderungen – vielleicht auch verstärkt durch die Dankbarkeit für die mythologisch dem Lichtbringer – Gott geschuldete Klimaerwärmung innerhalb der Nordheimat - in den Hintergrund gedrängt wurde. Herman Wirth verdanken wir die Herausarbeitung der weiblichen Rolle im frühen Europa und den Beweis megalithzeitlicher matriarchaler Kultzentren (wobei hier nicht von einer Frauenherrschaft an sich, sondern von einer göttlich matriarchal geprägten Gesellschaft, die in vielen Bereichen durch Männer geleitet wurde –Militär u.ä.) durch seine symbolkundlichen Forschungen. Auch die Frauendarstellungen aus dem Jungpaläolithikum – Venus von Villingen und andere – beweisen eine hohe Verehrung der Frau, die sich bis in die Zeit der Bandkeramiker mit ähnlichen Darstellungen nachweisen läßt – allerdings scheint hier der Aspekt auf das Wunder der Geburt eingeschränkt gewesen zu sein. Wenn nun jedoch im Sacrileg einerseits die Erblinie Jesu als von David und Salomon herrührend, also eine reinblütig jüdische Erblinie dargestellt wird, gleichzeitig aber die Übertragung der jüdischen Königsdynastie auf eine Frau (des Stammes Benjamin ?) angenommen wird, dann begibt sich Dan Brown damit auf dünnes Eis: Nicht nur im Islam sondern auch bei anderen orientalischen Religionen hatte die Frau stets eine untergeordnete Rolle – daher auch die angesprochene Empörung der Jünger Jesu über die Gleichberechtigung – die vermeintliche Bevorzugung - Maria Magdalenas. Nicht folgten hier die Menschen der Religion –wie oft angenommen -, die eine solche Rolle gebot, sondern die Religion folgte - wie so oft - bestehenden Traditionen. Sowohl Islam als auch Judentum sehen in der Frau eine Gehilfin des Mannes – so wie es auch die christliche Kirche des Petrus übernahm. Wenn nun Jesus diese Tradition verändern wollte, dann spricht dieses dafür, in Jesus dem Galiläer eben nicht einen reinblütigen Judäer zu sehen, sondern einen Abkömmling eines Heidenstammes aus Galiläa, der auch als Heidengau galt. Hier lagen die Siedlungsorte der Nachfahren der Philister, die als Seevölker nach Palästina gelangten (nach anderer Überlieferung wurden hier auch gefangene Gallier durch die Römer angesiedelt, Ritzer a.a.O.) –mit im Gepäck die imposanten Kessel (Symbol der Weiblichkeit ?), die auch in der Bibel beschrieben werden . Diese Philister waren als Teil der Seevölker europäische Einwanderer, deren Verständnis der Frau eine traditionell hochstehende Rolle einräumte –hierin liegt der Schlüssel zum Verständnis der Handlungen des Königs Herodes, der in Jesus angesichts dessen kontinuierlicher Angriffe auf die herrschende Form des Judentums – insbesondere dessen Kritik an den jüdischen Händlern sowie den jüdischen Pharisäern und Schriftgelehrten – einen Gefahrenherd für seine Stellung sah, während der römische Statthalter Pontius Pilatus, die Verurteilung Jesu lediglich absegnete. Wenn es sich bei Jesus jedoch um einen Judäer gehandelt hätte, so wäre er niemals gekreuzigt worden –was die römische Art der Vollstreckung des Todesurteils darstellte-, denn die Verurteilung von Juden bzw. die Vollstreckung der Strafe oblag trotz römischer Besatzung weiterhin Herodes.Bestärkt wird diese Annahme durch die einzig mögliche Herleitung der Erblinie über Maria, die Mutter Jesu, da Josef offensichtlich nicht der leibliche Vater war. Hier wies jüngst Michael Ritzer auf das für eine gläubige Jüdin unvorstellbare Verhalten gegenüber den drei Weisen aus dem Morgenland hin (Alte Kulturen Spezial 23/210): Diese waren der Überlieferung zufolge kundige Magier, bzw. Sterndeuter vermutlich aus Babylon, somit Heiden und dennoch ließ Maria sie am Geburtsbett Jesu ihre Verheißungen verkünden.Nichtsdestotrotz bietet der Roman eine Fülle von Belegen und Hinweisen auf die heidnischen Traditionen innerhalb des Christentums und die tatsächliche, der christlichen Kirche allzu menschliche Rolle Jesu als Dynastiegründer, jedoch nicht einer jüdischen die sich etwa in den Merowingern enthalten habe (Baigent/ Leigh: Der heilige Gral und seine Erben), sondern einer europäischen deren Traditionen in den megalithischen (und den sich aus gleicher Quelle speisenden ägyptischen Kulten des Horus und der Isis – siehe hierzu Ritzer) Kulten zu suchen sind – ohne hier mythologischen Spekulationen vorbehaltlos zu folgen, sei hier auch ein Verweis auf eine Bibelstelle erlaubt, die in neueren Ausgaben der entstellt wiedergegeben wird: „Das Reich Gottes wird von Euch weggenommen und einer Nation gegeben werden, das seine Frucht bringen wird“ (Math. 21,43)Dieses Gespräch Jesu mit jüdischen Schriftgelehrten, in welchem Jesu die Übertragung der Königswürde auf ein anderes Volk prophezeite, wird in anderer Überlieferung gegenüber einem römischen Legionär germanischer Herkunft geführt. Durch diese Prophezeiung wäre ein für die christliche Kirche noch verheerenderer Umstand eingetreten, den man kirchlicherseits eher fürchten zu hatte, als die Vorstellung einer legitimierten jüdischen Erblinie des Christentums: nämlich eine (Rück -) Übertragung des christlichen Erbes – symbolisiert im heiligen Gral als dem Schoß der Urmutter - in europäisch – germanische Hände.
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