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War Einstein ein Genie?


Pierre Chassard

Pierre Chassard | War Einstein ein Genie?


Eine Legende bricht unwiderruflich zusammen: Es ist jetzt allgemein sicher, daß der Lothringer Henri Poincaré der geniale Erfinder der bekannten Formel E=mc2 und der speziellen Relativitätstheorie ist. Einstein, der wegen Unfähigkeit der niedrigsten Klasse seiner Sektion zugewiesen wurde, erlangte nie den Grad des Diplomingenieurs am Polytechnikum von Zürich. Das und vieles mehr entlarvt in einem aufsehenerregenden Buch der Experte in Quantenphysik und mathematischer Physik Jean-Paul Auffray, der Einstein als „einen Plünderer von guten Ideen“ bezeichnet.

Jules Henri Poincaré

Jules Henri Poincaré

War Albert Einstein ein Genie? In deutschen Landen gilt Einstein als ein Genie der Physik. In Frankreich ist er für viele Physiker nur ein kleiner Schmarotzer. Was Wahrheit hier ist, ist drüben Unwahrheit. Vielleicht hängen diese entgegengesetzten Meinungen davon ab, daß im einen Land die Servilität der Presse einer kleinen Schar von Leuten gegenüber größer ist als in dem anderen. Tatsache ist, daß Einstein voriges Jahr in Deutschland als eine Art Übermensch der Intelligenz gefeiert wurde. In Frankreich bemühte man sich vielmehr, die verschwiegene Wahrheit aufzudecken. Und die Wahrheit ist, daß der Lothringer Henri Poincaré auf dem Gebiet der Physik weit vor Einstein war, so daß er der echte Erfinder der wohlbekannten Formel E=mc2 und damit der speziellen Relativitätstheorie ist.

In seinem Buch Comment je suis devenu Einstein. La vérkable histoire de E=mc2 (Éditions Carnot, 2005) beschreibt Jean-Paul Auffray, wie es passiert ist. Einstein hat sich im Jahre 1896 nach dem Scheitern bei der Aufnahmeprüfung ein Jahr zuvor im Polytechnikum von Zürich immatrikulieren lassen. Er wurde der niedrigsten Klasse mit fünf oder sechs anderen Schülern zugewiesen, und zwar zur Sektion VI-A, weil er unfähig war, eine höhere Klasse zu besuchen. Diese Sektion bildete keine Ingenieure aus, sondern nur Lehrer der Physik und der Mathematik, die nicht an einer Universität lehren durften, sondern an einem Gymnasium. Einstein bekam im Jahre 1900 ein Diplom, das nichts mit dem prestigevollen Ingenieurdiplom des Polytechnikums zu tun hatte.

Im gleichen Jahr fand die Weltausstellung zugleich mit der zweiten Olympiade in Paris statt. Poincaré war zu dieser Zeit schon als Wissenschaftler weltbekannt. Man hielt ihn wegen seiner hohen Intelligenz für ein beinahe überirdisches Wesen. Er wurde dann von der französischen Regierung beauftragt, ein Symposium über Physik zu organisieren. Poincaré lud die besten Wissenschaftler der Welt ein, um den Holländer Hendrik Lorentz zu ehren und den fünfundzwanzigsten Jahrestag seines Doktortitels zu feiern. Der Beitrag von Poincaré für die Festschrift enthält die theoretischen Folgerungen, die ihn zwei Jahre zuvor dahin geführt hatte, die Formel E=mc2 zu formulieren, das heißt, daß er sie mindestens schon im Jahre 1897 kannte. Einstein schreibt über die Formel erst im September 1905 – ohne Poincaré zu zitieren – in einer Note für die Annalen der Physik und wird seitdem von einer bestimmten Presse als der größte Wissenschaftler der Welt gefeiert.

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Im Jahre 1904 wurde Henri Poincaré beauftragt, die französische Physik beim Internationalen Kongreß der Wissenschaft auf der Weltausstellung von Saint-Louis in den USA zu vertreten. Am 24. September 1904 sprach er über den Zustand der mathematischen Physik zu dieser Zeit und der Zeit danach. In den Rendiconti des Circulo matematico di Palermo erschien Ende Juli 1905 die Theorie der Relativität, die er in Saint-Louis kurz erwähnt hatte, vollständig. Zwischen 1898 und Anfang Juni 1905 hat Henri Poincaré alle Hypothesen und die Grundgleichungen publiziert, die die Basis der speziellen Relativitätstheorie bilden (Jean Hladik: Comment le jeune et ambitieux Einstein s'est approprié la Relativité restreinte de Poincaré, Ellipses 2004). In Bern studierte Einstein alle Texte von Henri Poincaré minutiös, besonders den Text über die spezielle Relativität vom 5. Juni 1905. Dann schrieb er eifrig einen Artikel über die spezielle Relativität, der nur eine Zusammenfassung der Prinzipien und Ergebnisse von Poincaré war, ohne die Arbeiten dieses Lothringers zu erwähnen. Am 30. Juni bekamen die Annalen der Physik das Manuskript von Einstein, das heißt 25 Tage nach dem Erscheinen des Artikels von Poincaré. Das hinderte Einstein jedoch nicht daran, daß W er sich als der alleinige Schöpfer der speziellen Relativitätstheorie ausgab. Er verriet sich aber selbst, indem er seinen Artikel betitelte: >Prinzip der Relativität<, eine direkte Übersetzung des französischen Titels: >Principe de relativité<, anstatt die typisch deutsche Wendung: >Relativitätsprinzip< zu gebrauchen. Einstein hat somit die spezielle Relativität von Henri Poincaré unstatthaft als seine eigene Leistung dargestellt. Sein Lehrer Minkowski tat das gleiche mit der Raum-Zeit. Das ist allerdings nichts anderes als Diebstahl. Auffray, ein Experte in Quantenphysik und mathematischer Physik, spricht von Einstein als einem Plünderer von guten Ideen.

Da dies nunmehr im Raume steht, ist ein Revisionismus, der die Fakten richtig beschreibt, auch in der Geschichte der Physik unbedingt nötig.


Elemente Nr. 7 | 2007 | Thule-Seminar


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