Haaretz: DNA links prove Jews are a ’race’, says genetics expert
DNS-Glieder beweisen, daß die Juden eine ‚Rasse’ sind, sagt ein Genetikexperte
Die Juden schrecken vor dem Gedanken zurück, daß das Judentum eine Rasse sein könnte, weil er die Furcht vor Nazismus und Antisemitismus heraufbeschwört. Dennoch besteht der Humangenetiker Harry Ostrer darauf, daß man die ‚biologische Basis des Judentums’ nicht ignorieren könne.
von Jon Entine, 7.Mai, 2012
In seinem neuen Buch „Legacy. A Genetic History of the Jewish People“ (‚Das Erbe. Eine genetische Geschichte des jüdischen Volkes’) behauptet Harry Ostrer (Humangenetiker und Professor am medizinischen Albert-Einstein-College in New York), daß Juden anders und diese Unterschiede nicht nur äußerlich seien. Juden, so schreibt er, zeigen eine unverkennbare genetische Signatur. Bedenkt man, daß die Nazis die Juden aufgrund ihrer angenommenen rassischen Andersartigkeit ausrotten wollten, könnte solch ein Schluß Anlaß zur Besorgnis sein. Doch für Ostrer ist dies von zentraler Bedeutung für die jüdische Identität.
„Wer ist Jude?“ ist für die Juden die ganze Geschichte hindurch eine brennende Frage gewesen. Sie ruft einen komplexen Bilderteppich jüdischer Identität(en) hervor, der aus verschiedenen Strängen von Glaubensrichtungen, kulturellen Praktiken und Blutsbanden mit dem alten Palästina und dem modernen Israel besteht. Aber die Frage mit ihren Anklängen an genetischen Determinismus hat auch eine dunkle Seite.
Genetikern ist schon lange klar, daß von gewissen Krankheiten, von Brustkrebs bis zum Tay-Sachs-Syndrom, überproportional Juden befallen sind. Ostrer, der auch Chef der Genetik-Genom-Testabteilung des medizinischen Montefiore-Zentrums ist, geht noch weiter, indem er behauptet, daß die Juden eine homogene Gruppe seien mit all den wissenschaftlichen Fallstricken von der Art, was wir als „Rasse“ zu bezeichnen pflegten.
Über den größten Teil der 3000jährigen Geschichte des jüdischen Volkes war die Vorstellung von dem, was als „jüdische Ausprägung“ geläufig wurde, kaum strittig. Wegen unserer Geschichte der Binnenheirat und auferlegten oder selbstgewählten kulturellen Isolation betrachteten die Nichtjuden die Juden (und die Juden selber sich) als eine „Rasse“. Gelehrte von Josephus bis Disraeli bekannten ihre Zugehörigkeit zu „diesem Stamme“ mit Stolz.
Ostrer erklärt, wie diese Sicht im 20.Jahrhundert eine besondere Bedeutung gewann, als die Genetik als ein tragfähiges wissenschaftliches Arbeitsfeld auftauchte. Die jüdische Besonderheit mochte tatsächlich empirisch meßbar sein. In dem Buch „Legacy“ stellt er uns zunächst Maurice Fishberg vor, einen am fin de siècle nach New York eingewanderten aufstrebenden russischen Juden. Fishberg griff leidenschaftlich die anthropologische Mode der Zeit auf, indem er Schädelgrößen vermaß, um zu erklären, warum Juden von mehr Krankheiten betroffen zu sein schienen als andere Gruppen – das nannte er die „Eigenheiten der vergleichenden Pathologie der Juden“. Es stellt sich heraus, daß Fishberg und seine zeitgenössischen Phrenologen sich irrten: Die Schädelform sagt nur sehr begrenzt etwas über Unterschiede zwischen den Menschen aus. Aber seine Studien leiteten ein Jahrhundert der Verknüpfung der Juden mit der Genetik ein.
Ostrer teilt sein Buch in sechs Kapitel, die die verschiedenen Aspekte des Judentums darstellen: ihr Aussehen, ihre Stifter, ihre Ahnenlinien, ihre Stämme, ihre Charaktermerkmale und ihre Identität. Jedes Kapitel stellt einen prominenten Wissenschaftler oder eine historische Gestalt vor, der bzw. die unser Verständnis vom Judentum erheblich vorwärtsbrachte. Die biographischen Bausteine lichten das Dickicht der manchmal hermetischen Wissenschaft. Die Erzählung besteht aus einer Menge Geschichtchen und ist bisweilen Routine. Doch für einen Spezialisten und für jeden, den die andauernde Debatte über die jüdische Identität berührt, ist das Buch unentbehrlich.
„Legacy“ kann dem Leser Unbehagen bereiten. Für einige Juden ist die Vorstellung von genetisch miteinander verwandten Leuten ein peinliches Überbleibsel des frühen Zionismus’, die auf dem Höhepunkt der westlichen Rassebesessenheit im späten 19.Jahrhundert in Mode kam. Sie behaupten, das Hochhalten der Abstammung nach Geblüt verursache Zwist. Die Autoren von „The Bell Curve“ (‚Die Glockenkurve’) wurden vor fünfzehn Jahren diffamiert, weil sie unterstellten, daß bei den IQ-Unterschieden zwischen Rassengruppen die Gene eine wesentlich Rolle spielen.
Darüberhinaus ziehen Soziologen und Kulturanthropologen, von denen überproportional viele Juden sind, den Begriff „Rasse“ ins Lächerliche und behaupten dabei, daß es keine bedeutsamen Unterschiede zwischen den Volksgruppen gibt. Für Juden schwingt bei dem Wort die besonders abscheuliche historische Assoziation mit dem Nazismus und den Nürnberger Gesetzen mit. Sie führen ins Feld, daß das Judentum sich von einem Stammeskult zu einer weltweiten Religion gewandelt habe, die von den Traditionen einer Jahrtausende alten Kultur verstärkt wird.
Ein Volk, eine Religion oder beides zugleich?
Ist das Judentum ein Volk oder eine Religion? Oder beides zugleich? Der Glaube, daß Juden psychologisch und physisch anders sind, ist nachwievor eine strittige Festlegung im Bewußtsein von Nichtjuden und Juden, und Ostrer bringt sich selbst unmittelbar in die Schußlinie. Ja, er schreibt, der Begriff der „Rasse“ enthalte ruchlose Gedankenverbindungen zu Minderwertigkeit und die Einstufung der Menschen. Alles, was einen Juden als im Wesen als anders markiert, birgt die Gefahr, entweder Anti- oder Philosemitismus zu provozieren. Das heißt jedoch nicht, daß wir über die nüchternen Tatsachen dessen hinwegsehen können, was er die „biologische Basis des Judeseins“ und der „jüdischen Genetik“ nennt. Die Andersartigkeit der Juden anzuerkennen ist „mit Risiken behaftet“, aber wir müssen mit der harten Tatsache „der Unterschiedlichkeit von Menschen“ fertigwerden, wenn wir das neue Zeitalter der Genetik zu begreifen suchen.
Zwar erkennt Ostrer bereitwillig die prägende Rolle von Kultur und Milieu an, aber er glaubt, daß die jüdische Identität sich aus vielfältigen Fäden zusammensetzt, einschließlich der DNS. Er bietet einen überzeugenden, wissenschaftlich fundierten Überblick über die Beweisführung, die als Vorbild wissenschaftlicher Diszipliniertheit gilt.
„Einerseits könnte die Studie über die Genetik der Juden als elitäre Bemühung angesehen werden, die einem gewissen genetischen Blickwinkel der jüdischen Überlegenheit dient“, schreibt er. „Andererseits könnte sie dem Antisemitismus neue Nahrung geben, indem sie Belege einer genetischen Basis für unerwünschte Charakterzüge anführt, die bei einigen Juden vorkommen. Diese Fragestellungen werden erneut den liberalen Standpunkt herausfordern, daß die Menschen zwar gleich, aber mit genetischen Anfälligkeiten geschaffen sind.“
Die Juden, so merkt er an, sind eine der hervorstechendsten Bevölkerungsgruppen wegen der Endogamie in unserer Geschichte. Die Juden – die Aschkenasim im Besonderen – sind verhältnismäßig homogen trotz der Tatsache, daß sie über ganz Europa verbreitet und von dort nach Amerika ein- und nach Israel rückgewandert sind. Die Inquisition verstreute die sephardischen Juden, was zu weit mehr Mischehen und weniger markanter DNS führte.
Beim Überqueren dieses Minenfeldes der Genetik menschlicher Unterschiede stützt Ostrer seine Analyse auf Massen genetischer Daten, die sowohl die größte Stärke als auch Schwäche des Buches sind. Zwei ergänzende Bücher zu diesem Thema – mein eigenes, „Abraham’s Children: Race, Identity, and the DNA of the Chosen People“ (‚Abrahams Kinder: Rasse, Identität und die DNS des Auserwählten Volkes’) und „Jacob’s Legacy: A Genetic View of Jewish History“ (‚Jakobs Erbe: die jüdische Geschichte aus genetischer Sicht’) von David Goldstein, Genetiker an der Duke-Universität, der umfänglich sowohl in „Abraham’s Children“ als auch „Legacy“ zitiert wird – sind eher im Erzählstil gehalten, verweben Geschichte und Genetik miteinander und sind demzufolge viel ansprechendere Lesestoffe.
Ein „Volk“
Die Vorstellung von einem „jüdischen Volk“ bleibt umstritten. Das Gesetz von der Rückkehr, auf dem sich das Recht der Juden gründet, nach Israel zu kommen, ist ein zentraler Grundsatz des Zionismus’ und ein grundlegendes Rechtsprinzip des Staates Israel. Man könnte die DNS, die die drei bekannten kulturell und geographisch unterschiedlichen jüdischen Gruppen Aschkenasim, Sepharden und Mizrahi eng miteinander verbindet, zur Unterstützung der zionistischen Gebietsansprüche nutzen – aber, wie Ostrer aufzeigt, einige der genetischen Kennzeichen sind auch bei den Palästinensern, unseren entfernten genetischen Vettern zu finden. Palästinenser bestehen verständlicherweise auf ihrem eigenen Rückkehrrecht.
In der Uneinigkeit über die Bedeutung der DNS müssen sich auch die jüdischen Traditionalisten mit einer besonderen Richtung der säkularen jüdischen Liberalen messen, die sich mit Arabern und vielen Nichtjuden zusammengeschlossen haben, um für ein Ende Israels als jüdische Nation zu streiten. Ihr Held ist Shlomo Sand, ein in Österreich geborener israelischer Historiker, der mit seiner Veröffentlichung von 2008, „The Invention of the Jewish People“(‚Die Erfindung des jüdischen Volkes’) diese komplexe Kontroverse neu entfacht hat.
Sand verficht die These, daß die Zionisten, die behaupten, in ihren Vorfahren ein Verbindungsglied zum alten Palästina zu haben, die Geschichte manipulieren. Doch hat er diese These aus dem 1976 erschienenen Buch des Romanciers Arthur Koestler „Der dreizehnte Stamm“ übernommen, das einen Teil des Versuches von Nachkriegs-Liberalen darstellt, die Juden nicht als biologische Gruppierung, sondern als eine religiöse Ideologie und ethnische Identität zu definieren.
Die Mehrheit der aschkenasisch-jüdischen Bevölkerung, wie Koestler, und nun Sand, schreibt, stammt nicht von Abraham ab, sondern sind Nachfahren heidnischer Osteuropäer und Eurasier, die sich vornehmlich im alten Chasarenreich konzentrierten, ein Gebiet, das heute die Ukraine und das westliche Rußland umfaßt. Der chasarische Adel konvertierte im frühen Mittelalter, als sich das europäische Judentum bildete.
Obwohl Gelehrte Koestler, und nun auch Sand, selektive Manipulation der Tatsachen vorwarfen, – der Glaubensübertritt ist fast mit Sicherheit auf die herrschende Schicht begrenzt gewesen und galt nicht für die heidnische Masse – , reichten die bruchstückhaften historischen Aufzeichnungen aus, die entschlossenen Kritiker Israels zu kitzeln, die sowohl Koestlers als auch Sands Buch zu einem Riesengeschäft machten.
Glücklicherweise hängt die Rekonstruktion von Geschichte heute nicht nur von Tonscherben, zerfallenden Handschriften und abgegriffenen Münzen ab, sondern von etwas weit Zuverlässigerem: DNS. Ostrers Buch bildet einen eindrucksvollen Kontrapunkt zu der fragwürdigen historischen Methodik Sands und seiner Bewunderer. Und als Mitbegründer der jüdischen HapMap – die Studie der Haplotypen, Blöcken von genetischen Markern, die allen Juden rund um den Globus gemein sind – ist er sehr wohl in der Lage, die endgültige Antwort zu geben.
In Übereinstimmung mit den meisten Genetikern verwirft Ostrer entschieden die modische postmoderne Ablehnung der Rassenidee als genetisch naiv zurück und optiert dabei für eine differenziertere Sicht.
Die Kartierung der menschlichen Gene
Als das menschliche Genom vor einem Jahrzehnt zum ersten Mal entschlüsselt wurde, sagte Francis Collins, damals Kopf des National Genome Human Research Institute: „Unabhängig von der Volksgruppenzugehörigkeit sind 99,9% der Amerikaner genetisch identisch.“ J.Craig Venter, damaliger wissenschaftlicher Leiter in der privaten Firma, die bei der Sequenzierung des Genoms half (Celera Genomics), fügte hinzu: „Rasse hat weder eine genetische noch eine wissenschaftliche Grundlage.“ Solche Erklärungen schienen nahezulegen, daß „Rasse“ oder die Vorstellung von hervorstechenden, aber einander überlappenden genetischen Gruppen „belanglos“ ist.
Aber Collins und Venter haben Klarstellungen ihrer ziemlich falsch wiedergegebenen Kommentare herausgebracht. Fast jede Minderheitsgruppe ist schon einmal als rassisch minderwertig abgestempelt worden auf der Grundlage eines oberflächlichen Verständnisses, wie die einer Bevölkerung eigenen Gene funktionieren. Die Neigung von Politikern, Erziehern und sogar einigen Wissenschaftlern, unsere Andersartigkeit herunterzuspielen, ist gewiß verständlich. Aber sie führt auch in die Irre. Die DNS stellt sicher, daß wir uns nicht nur als Individuen unterscheiden, sondern auch als Gruppen.
Wie gering auch die Unterschiede sein mögen (und Genetiker glauben heute, daß sie bedeutend größer sind als 0,1%), die sie definieren. Jenes 0,1% enthält gut drei Millionen Genpaare im menschlichen Genom, und diese bestimmen Dinge wie Haut- oder Haarfarbe und die Empfänglichkeit für bestimmte Krankheiten. Sie enthalten den Plan unseres Familienstammbaums bis zurück zu den ersten modernen Menschen.
Sowohl das Projekt Menschliches Genom als auch die Krankheitsforschung beruhen auf der Voraussetzung der Suche nach markanten Unterschieden zwischen Individuen und oft auch zwischen Bevölkerungen. Die Wissenschaftler haben den Begriff „Rasse“ verworfen samt all dem normativen Ballast und neutralere Begriffe wie „Population“ und „Breite (Landstrich)“ übernommen, die aber weitgehend die gleiche Bedeutung haben. Aufs Wesentliche reduziert wird Rasse mit der „Ursprungsregion der Vorfahren“ gleichgesetzt.
Jüdische Krankheiten
Ostrer hat seine Karriere der Erforschung dieser weit ausladenden Familienstamm- bäume gewidmet, die zur Erklärung der genetischen Grundlage allgemeiner und seltener Funktionsstörungen verhelfen. Heute bleiben Juden in hohem Maße identifizierbar anhand der etwa 40 Krankheiten, die wir überproportional als unausweichliche Folge von Inzucht in uns tragen. Er verfolgt die faszinierende Geschichte der zahlreichen „jüdischen Krankheiten“ wie Tay-Sachs, Gaucher, Niemann-Pick, Mucolipidosis IV wie auch Brust- und Eierstockkrebs. In der Tat diagnostizierte man bei mir drei genetische Mutationen von Brust- und Eierstockkrebs, die meine Familie und mich als unauslöschlich jüdisch zeichnen. Das hat mich zum Schreiben von „Abraham’s Children“ veranlaßt.
Wie die Ostasiaten, die Amischen, die Isländer, die Aborigines, das Volk der Basken, afrikanische Stämme und andere Gruppen sind die Juden jahrhundertelang bedingt durch die Geographie, Religion oder kulturelle Praktiken isoliert gewesen. Das ist unserer DNS eingeprägt. Wie Ostrer in faszinierenden Einzelheiten erläutert, verbinden die Fäden jüdischer Vorfahren die größeren jüdischen Gemeinden von Nordamerika und Europa mit den jemenitischen und anderen nahöstlichen Juden, die wieder nach Israel umsiedelten, genauso mit den schwarzen Lemba des südlichen Afrika und den Kochin-Juden Indiens. Aber umgekehrt schließen diese Verbindungen weder die Bene Israel noch die äthiopischen Juden ein. Genetische Tests zeigen, daß beide Konvertiten sind, entgegen den Gründungsmythen.
Warum sehen denn nun Juden so anders aus, die für gewöhnlich die Merkmale der umgebenden Bevölkerung teilen? Man denke nur an die rothaarigen Juden, Juden mit blauen Augen oder die schwarzen Juden Afrikas. Wie jedes Cluster – ein genetischer Begriff, den Ostrer anstelle des eher aufreizenden Wortes „Rasse“ benutzt – sind die Juden die ganze Geschichte hindurch umhergezogen und herumgetrödelt, obwohl Durchmischung bis in die jüngsten Jahrzehnte vergleichsweise selten vorkam. Obgleich es identifizierbare Genvarianten gibt, die unter den Juden verbreitet sind, sind wir keine „reine“ Rasse. Die Zeitmaschine unserer Gene kann zeigen, daß die meisten Juden gemeinsame Vorfahren haben, die sich bis ins alte Palästina zurückverfolgen lassen, aber wie die gesamte Menschheit sind die Juden Köter.
Die Vorfahren von ungefähr 80% der Juden und 50% der Jüdinnen lassen sich auf den Nahen Osten zurückführen. Der Rest gelangte in den „jüdischen Genpool“ durch Konvertieren oder Mischheirat. Jene, die Mischehen eingingen, verließen den Glauben in einer oder zwei Generationen und beschnitten so im Endeffekt den jüdischen Stammbaum. Aber viele Konvertiten verwoben sich genealogisch mit der jüdischen Linie. Denken wir an die ikonische Konvertitin, die biblische Ruth, die Boas heiratete und die Urgroßmutter König Davids wurde. Sie fing als Außenseiter an, doch viel jüdischer kann man nicht werden als das Geblüt König Davids!
[Anm. der VS Red.: Weiterführende Literatur: John Glad. Jewish Eugenics. A History and Contextual Timeline.]
Die jüdische Intelligenz
Es ehrt Ostrer, daß er auch die dritte Diskussionsschiene von Jüdischsein und Rasse anspricht: die Frage der Intelligenz. Die Juden kamen verspätet im Zeitalter freien Denkens an. Während die Aufklärung im 17.Jahrhundert durch das christliche Europa rauschte, sammelte die Haskalah erst im frühen 19.Jahrhundert ihre Kräfte. Mit dem Beginn des neuen Jahrtausends hielt man die Juden für das klügste Volk auf Erden. Dieser Trend tritt besonders in Amerika hervor, das die größte Konzentration von Juden außerhalb Israels und eine Geschichte der Toleranz aufweist.
Obwohl die Juden weniger als 3% der Bevölkerung ausmachen, haben sie seit 1950 mehr als 25% der an amerikanische Wissenschaftler verliehenen Nobelpreise gewonnen. Juden stellen ebenso 20% der Hauptführungskräfte des Landes und machen 22% der Studenten an den Eliteuniversitäten aus. Psychologen und Bildungsforscher haben ihren durchschnittlichen IQ auf 107,5 bis 115 gesetzt, mit ihrem sprachlichen IQ auf über 120, eine überwältigende Standardabweichung über den durchschnittlichen 100 bei den europäischen Vorfahren. Ob es einem gefällt oder nicht, die IQ-Debatte wird eine immer wichtigere, sich fortentwickelnde Frage, da sich die Humangenetiker auf die Entschlüsselung der Geheimnisse des Gehirns konzentrieren.
Viele liberale Juden behaupten, zumindest öffentlich, daß die Menge jüdischer Juristen, Ärzte und Komiker das Produkt unseres kulturellen Erbes ist, aber die Wissenschaft erzählt eine komplexere Geschichte. Jüdischer Erfolg ist ein Produkt der Gene genauso wie der jüdischen Mütter.
Ist es nun „gut für die Juden“, solch strittige Themen zu erforschen? Im Zeitalter der Genetik kommen wir nicht umhin, die herausforderndsten Fragen ins Spiel zu bringen. Wegen unserer Geschichte der Endogamie sind die Juden eine Goldgrube für Genetiker, die auf der Suche nach Heilungsmöglichkeiten von Krankheiten die Unterschiede zwischen den Menschen studieren. Aufgrund unserer kulturellen Verpflichtung zur Bildung gehören Juden zu den Spitzenkräften in der Genetikforschung der Welt.
Da die Menschheit genetisch sich immer mehr ausdifferenziert, wird die Identität immer fließender und fixierter zugleich. Besonders die Juden können Fäden ihrer Ahnen buchstäblich überall aufnehmen, indem sie herkömmliche Kategorien von Nation, Ethnie, Religion und „Rasse“ miteinander verrühren. Doch derartige Diskussionen werden letztlich von der Wirklichkeit der gemeinsamen Vorfahrenschaft der Menschheit zusammengefaßt. Ostrers „Legacy“ arbeitet genau dies heraus – unabhängig vom Für und Wider des Jüdischseins – genetisch stecken wir allesamt mit drin. Und indem er das sagt, rückt er die Dinge zurecht.
[Anm. der VS Red.: Weiterführende Literatur: Richard Lynn. Race Differences in Intelligence [2006]. Chapter 6. South Asians and North Africans. Intelligence in Israel.]
Jon Entine is the founder and director of the Genetic Literacy Project at George Mason University, where he is senior research fellow at the Center for Health and Risk Communication.
https://www.haaretz.com/jewish/dna-links-prove-jews-are-a-race-says-genetics-expert-1.5220113