Aufstieg und Untergang der hellenischen Welt
Prof. Dr. Hans F.K. Günther
Herkunft und Ausdehnung der Griechen
Man hat die Ursitze der Hellenen nach Ostungarn verlegt, aber in hellenischen Sagen auch verblaßte Erinnerungen an eine noch weiter zurückliegende Vergangenheit in Mittel- bis Nordwesteuropa erkennen wollen. Vorgeschichtsforschung und Sprachwissenschaft haben drei Haupteinwanderungen jeweils von den Gebieten der unteren Donau her ergeben, die der Lonier, vielleicht um 2000 v.d.Z., die der Achaier und Aioler um 1400 oder 1300 v.d.Z. und die der dorischen Stämme um 1100 v.d.Z. Man muß sich diese Haupteinwanderungen, denen aber Einwanderungen kleinerer Scharen vorausgegangen und nachgefolgt sein mögen, als das Vorrücken und schließliche Ansässigwerden landsuchender bäuerlicher Krieger vorstellen, welche auf Ochsenwagen selbst ihre Hausschweine mittel- bis nordwesteuropäischer Herkunft mit sich führten.
Die Hellenen fanden in Griechenland eine einheimische Bevölkerung vor, welche nach Schädelfunden und bildlichen Zeugnissen der Rasse nach in ihrer Hauptmasse als vorwiegend westisch mit vorderasiatischem Einschlag erscheint, eine Bevölkerung mit mutterrechtlichen Anschauungen und bestimmten Glaubensvorstellungen, welche Schuchhardt in seinem für die hellenische Vorgeschichte und Frühgeschichte besonders wertvollen Buche Alteuropa (1926) als kennzeichnend für die (vorwiegend westischen) Mittelmeervölker Alteuropas beschrieben hat.
Die eindringenden hochgewachsenen, hellhäutigen, blonden, helläugigen Hellenen mit vaterrechtlicher Geschlechterordnung, die Leichenverbrennung ausübend, als Waffen Panzer und Beinschienen und den Rundschild (aspis) mitteleuropäischer Herkunft gebrauchend, wurden nun zur Herrenschicht über die kleingewachsene, dunkle Vorbevölkerung, der Mutterrecht, Leichenbestattung und Langschild eigen waren. Ein Ringen auch der Kunststile, der eingeführten nordeuropäischen mit den einheimischen beginnt, ein Ringen der Glaubensvorstellungen und Sitten, welches teils zu Verdrängungen des Einheimischen durch das Nordeuropäische, teils zum Ausgleichen, teils zu einem dauernden Ringen beider führt, bis endlich bei Schwinden der nordischen Rasse im Hellenentum nicht-nordisches Glaubens- und Kunstempfinden, nicht-nordische sittliche Anschauungen sich durchsetzten. Am Beispiel des Glaubenslebens hat Kynast in seinem Buche Apollon und Dionysos. Nordisches und Unnordisches innerhalb der Religion der Griechen (1927) dieses Ringen der Rassenseelen im Hellenentum erwiesen. Man könnte die ganze hellenische Geistesgeschichte wie die hellenische Staatengeschichte als eine Auseinandersetzung nordischen Geistes und nicht-nordischen darstellen.
Daß die Hellenen oder doch die Herrenschicht der Stämme hellenischer Sprache, also die Nachkommen der von der unteren Donau her eingewanderten Sprachüberbringer, der Rasse nach nordisch waren, ist im Jahre 1842 zuerst von dem englischen Schriftsteller Bulwer (Lord Lytton) erkannt worden. Heute betont ein Geschichtsforscher wie Beloch diese Tatsache gleich zu Beginn seiner Griechischen Geschichte (Bd. 1, 1912). Ich konnte in meiner Rassengeschichte des hellenischen und des römischen Volkes (1929) aus Homer, Hesiod, Alkman, Pindaros, Hippokrates, Bakchylides und auch späthellenischen Dichtern die Zeugnisse dafür angeben, daß die Hellenen Götter und Göttinnen, Helden und Heldinnen als Gestalten nordischer Rasse sehen, daß sie aber auch, von den nordischen Rassenmerkmalen ihrer Zeitgenossen berichten. Die bildende Kunst der Hellenen stellt den edlen Menschen immer nur als einen Menschen nordischer Rasse dar, während sie den Bildwerken der als unedel zu kennzeichnenden Menschen Merkmale der ostischen, vorderasiatischen und negerischen Rasse verleiht. Ein Sokrates mit seinen unnordischen Zügen wird von seinen Zeitgenossen selbst durchaus als eine Ausnahme empfunden.
Die rassische Schichtung ist im athenischen Staatswesen nie so deutlich hervorgetreten wie in Sparta. Die Überschichtung vorwiegend nordischer Geschlechter gehörte in Athen einem früheren Abschnitt der Vorgeschichte an als in Sparta. Hat sich in Sparta bei der Herrenschicht immer eine gewisse Empfindung rassischer Verschiedenheit gegenüber den unteren Schichten erhalten, so fühlten sich die Athener bis auf die Sklavenschicht viel mehr als ein einheitliches Volk. Als die Schicht, innerhalb deren sich die nordische Rasse am besten erhalten hatte, muß man den Adel ansehen, die eugeneis, d.h. Wohlgeborenen, auch gennetai „Geschlechtsgenossen“ oder homogalaktes „Menschen gleicher Muttermilch“ genannt, ein Stand, der ursprünglich die Großbauern des attischen Stammes umfaßt haben mag. Es war diejenige Schicht, welche bei Homer als die oristoi erschienen war. Unter dieser Schicht folgte eine weitere Schicht von Freien, diejenigen freien Bauern, welche bei Homer als demû andres erschienen waren, den „Gemeinfreien“ des deutschen Mittelalters vergleichbar. Diese Schicht mag weniger als die der eugeneis durch überlieferte Anschauungen gehemmt worden sein, sich mit der nicht-nordischen vorhellenischen Bevölkerung Attikas zu vermischen.
Die nicht-nordische vorhellenische Bevölkerung im Aufbau des athenischen Staatswesens wird man unter den „Handwerkern“ zu suchen haben, welche in der sagenhaften Verfassung erscheinen, die Theseus dem Staatswesen gegeben haben soll. Zur nicht-nordischen Schicht sind ferner die Sklaven zu zählen, welche in Athen seit dessen Frühzeit nicht gering an Zahl waren und die im Lauf der Jahrhunderte durch Einfuhr hauptsächlich aus Kleinasien, somit aus Gebieten vorwiegend vorderasiatischer Rasse, immer zahlreicher wurden. In Athen und anderen hellenischen Stadtstaaten hat das Sklaventum eine viel größere Bedeutung für den Rassenwandel bekommen als in Sparta; dabei hat sich das Empfinden, daß die Sklaven und deren freigelassene Nachkommen Rassenfremde seien, noch bis in die Spätzeit Athens erhalten. Wie Herodotos eine Vorzeit seines Volkes erwähnt, die noch keine Sklaven gekannt habe, so unterscheidet Aristoteles die Rasse der Hellenen und Freien von der der Barbaren und Sklaven. Unter den Sklaven befanden sich auch kriegsgefangene Hellenen aus anderen Stämmen; ihre Zahl mag gering gewesen sein, doch hat die Sklavenschicht durch sie wohl einen schwachen Einschlag nordischer Rasse erhalten.
(Hans F.K. Günther: Rassenkunde Europas. Mit besonderer Berücksichtigung der Rassengeschichte der Hauptvölker indogermanischer Sprache, München 1929)
Prof. Dr. Hans F.K. Günther
Niedergang des Hellenentums I
Die eigentliche „Blütezeit“ des athenischen Geisteslebens, die Jahre zwischen Marathon (490 v.d.Z.) und Chaironeia (338 v.d.Z.) war demnach – lebensgesetzlich (biologisch) aufgefaßt – die höchste Stufe athenischen Lebens, von der aus athenisch-hellenischer Geist sich auszurecken vermochte, eine Stufe, aufgebaut über dem Staats- und Geistesbau der Vorväter, während zu gleicher Zeit schon die Aushöhlung dieses Baues begonnen hatte durch Schwinden der eigentlich tragenden Erbanlagen. 479 war die hellenische Freiheit vor den Persern gerettet worden, 431 begannen die Hellenen jene gegenseitige Ausmerzung ihrer Tüchtigsten, welche als der Peloponnesische Krieg (431-404 v.d.Z.) bekannt ist.
Als die beiden Gegner, Athen mit seinen Verbündeten und Sparta mit seinen Verbündeten, völlig ermattet waren, die athenische Flotte zerstört, Athen von den Spartanern eingenommen war, kam es 404 v.d.Z. zum Frieden. Der „Sieg“, d. h. die geringere Zerrüttung Spartas gereichte diesem nicht zu einem neuen Gedeihen. Theben erhebt sich gegen Sparta und besiegt dieses in der Schlacht bei Leuktra. Philippos, der König von Makedonien, sieht der gegenseitigen Ausmerzung der Hellenenstämme zu, bis er 338 v.d.Z. Athen und Theben bei Chaironeia zerschmettert.
Schon während des Peloponnesischen Krieges hatte Athen die Metoiken, die in Attika ansässigen Fremden, zu den Waffen gerufen und ihnen dafür das Bürgerrecht verliehen. Das Bürgerrecht wurde schließlich an jeden ausgeteilt, der sich dem Heere anschloß. Auch nach Chaironeia wurden auf Antrag des Vertreters der Volksherrschaft, Leokrates, zur Auffüllung der Lücken, welche die Schlacht gerissen hatte, wieder aus den Reihen der Unterschicht neue Vollbürger gewählt. Der Eupatride Lykurgos nannte diese weitere Ausdehnung des Bürgerrechts in seiner Rede gegen Leokrates das Schmerzlichste an dem Unheil, welches Athen betroffen habe.
Platon (427-347) hat sich aus seinem im wesentlichen nordischen Empfinden dem im wesentlichen vorderasiatischen Geiste der sophistischen Lehren entgegengestellt, den Athenern die tiefe Weisheit des altspartanischen Zuchtgedankens zu erschließen versucht und eine Art staatlicher Erbgesundheitspflege (Eugenik) vorgeschlagen, deren Einsichten und Forderungen durchaus mit denen der neuesten Erbgesundheitsforschung (Eugenik, Rassenhygiene) übereinstimmen. Ich habe dies in meinem Bändchen Platon als Hüter des Lebens. Platons Zucht- und Erziehungsgedanken und deren Bedeutung für die Gegenwart (1928) darzustellen versucht. Platons Einsicht und Wirken kam zu spät; er hat das selbst ausgesprochen.
Ein schwacher Einschlag nordischer Rasse ist auch bei den späten Hellenen noch zu bemerken. Die Schädelfunde zeigen eine immer stärkere Zunahme von Kurzköpfen, die man sich in der Hauptsache als die der vorderasiatischen Rasse denken muß, zugleich aber eine Abnahme an Geräumigkeit der Schädel, welche auf das Schwinden des hochwüchsigen Einschlags schließen läßt, dem eben der entsprechend größere, geräumigere Schädel eigen war. Zu Platons Zeit mögen die Hochgewachsenen und Blonden schon ziemlich selten gewesen sein.
Die meisten Dichter bleiben beim nordischen Schönheitsbilde der hellenischen Frühzeit: Ihre Götter und Helden, Göttinnen und Heldinnen werden immer noch als nordische Menschen geschildert. Einzelne Schriftsteller erwähnen noch Blonde unter ihren Zeitgenossen; Aristoteles erwähnt das Nachdunkeln der Haare; er erwähnt, daß bei dunkelgewordenem Haupthaare der Bart oft noch rötlich bleibe. Dikaiarchos schildert die Frauen Thebens noch im 2. Jahrhundert v.d.Z. als hochgewachsen und blond. Wie in allen Spätzeiten der Völker nordischer Rassenherkunft und indogermanischer Sprache, so beginnt man auch in den oberen Ständen Griechenlands, sich das Haar blond zu färben. Verschiedene Schriftsteller berichten von Blondfärbemitteln.
Schwarzes Haar und gar krauses Schwarzhaar galt auch in der Spätzeit bei den Hellenen noch als Anzeichen von Feigheit und List. Noch im 4. Jahrhundert n.d.Z. beschreibt der jüdische Arzt und Sophist Adamantios diejenigen Hellenen, welche etwas vom alt-hellenischen Schlage bewahrt hätten, als hochgewachsene, blonde Menschen mit heller Haut. Zu seiner Zeit war aber Griechenland von einer Bevölkerung bewohnt, welche fast nur noch aus den Spracherben, nicht mehr aus den Blutserben der Hellenen bestand.
Um 150 v.d.Z. hatte Polybios schon von dem Aussterben der griechischen Landschaften berichtet, wie die Städte sich leerten, die Landschaften verödeten, weil die Menschen aus Trägheit, Geldgier und Genußsucht nicht mehr heiraten, die Verheirateten höchstens noch ein oder zwei Kinder aufziehen wollten und so die Häuser leer blieben. Im Jahre 120 n.d.Z. fanden sich auf dem ganzen Peloponnes nur noch 3000 waffenfähige Männer, während diese Landschaft für Plataiai 479 v.d.Z. noch 74000 Krieger gestellt hatte. Polybios nennt seine Landsleute verkommene Bettler ohne Treu und Glauben, ohne Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Es war das Ende, das auf Entnordung und Entartung folgte.
(Rassenkunde Europas, a.a.O)
Prof. Dr. Hans F.K. Günther
Niedergang des Hellenentums II
Alles Leben ist Auseinandersetzung von Erbanlagen und Umwelt: In der Art und Weise, wie zwei verschiedene Menschengruppen sich mit einer annähernd gleichen Umwelt auseinandersetzen, darin wird deren ererbtes Wesen sichtbar. (...)
Der Niedergang und Untergang des Hellenentums ist im wesentlichen der Ausmerze zuzuschreiben, die im Laufe von etwa anderthalb Jahrtausenden als eine Ausmerze des Krieges und inneren Zwistes und dann immer mehr als eine Ausmerze durch geistige und sittliche Wandlungen eben diejenigen Geschlechter betroffen hat, deren Vorfahren als Indogermanen überwiegend nordischer Rasse aus Mitteleuropa, besonders aus Mitteldeutschland, eingewandert waren; Entnordung ist die Hauptsache auch dieses Unterganges, eine Entnordung, durch die auch Walther Rathenau wieder erschüttert worden ist. Rathenau hatte geschrieben: „Der Inbegriff der Weltgeschichte, ja der Menschheitsgeschichte, ist die Tragödie des arischen Stammes. Ein blondes, wundervolles Volk erwächst im Norden. In überquellender Fruchtbarkeit sendet es Welle auf Welle in die südliche Welt. Jede Wanderung wird zur Eroberung, die Eroberung zur Befruchtung der Kultur und Gesinnung. Aber mit zunehmender Weltbevölkerung quellen die Fluten der dunklen Völker immer näher, der Menschenkreis wird enger.“ Rathenau hat vermutet, daß heute auch den Völkern Mittel- und Nordwesteuropas die „Tragödie“, der „Untergang des Abendlandes“ gewiß sei, das Versinken in Bedeutungslosigkeit bei Aussterben eben derjenigen Erbstämme, aus deren Tüchtigkeit sich Staats- und Geistesleben dieses Abendlandes erklärt. In der Gegenwart gehen die Völker germanischer Sprache, die in ihrem „Peloponnesischen Kriege“, also schon im Ersten Weltkriege, einander viele ihrer besten Erbstämme ausgemerzt haben, dem gleichen „Untergang“ entgegen wie die Hellenen des vierten vorchristlichen Jahrhunderts.
Walther Rathenau hat von einem zunehmenden „Mangel an Richtkraft, Tiefe und Idealismus“ innerhalb der Bevölkerungen Europas gesprochen und hat diesen Mangel der sich steigernden „Entgermanisierung“ Europas zugeschrieben, also einer Entnordung, von deren Fortgang er das befürchtete, was man später nach Oswald Spengler den „Untergang des Abendlandes“ genannt hat. Eben dieser „Mangel an Richtkraft, Tiefe und Idealismus“ kennzeichnet aber auch die Geschichte des untergehenden Hellenentums seit dem vierten vorchristlichen Jahrhundert.
Hier in Hellas sind wie gewisse beschämende Seiten des allgemein-indogermanischen Wesens so auch gewisse zum Ruhm berechtigende Seiten der allgemein-indogermanischen Erbveranlagung einmal zu einer leuchtenden Reinheit gesteigert worden; gewisse Seiten allgemein indogermanischen Wesens haben sich in Hellas trotz dessen staatlicher Zerklüftung und dessen innerem Neid und Hader in solcher geistigen Freiheit und mit solch freimütiger Ursprünglichkeit entfalten können, daß es hellenischem Geiste gegenüber immer wieder begreiflich wird, wie tief eben die besten Deutschen – unbewußt als echte Indogermanen, als germanische Brüder der Hellenen – vom hellenischen Geiste berührt worden sind, so tief, daß es gegenüber der edlen Artung vieler hellenischer Geschlechter und der edlen Artung hellenischer Kunst auch immer wieder begreiflich wird, wie ein Goethe, der selbst so viel Ursprüngliches zu schenken hatte, einmal ausrufen konnte: „Doch Homeride zu sein, auch nur als letzter, ist schön!“
(Prof. Dr. Hans F.K. Günther: Lebensgeschichte des hellenischen Volkes, Pähl 1965)
Prof. Dr. Eugen Fischer
Erblinien machen die Geschichte
Man spricht von Sozialanthropologie, und wenn sich diese auf die Betrachtung geschichtlicher Abläufe bezieht, von historischer Anthropologie. Diese versuchen also, zum Verständnis des Auf- und Abstiegs von Kulturen und des Ablaufs der Geschichte neben, allgemein gesagt, historischen Faktoren Erb- und Rassefaktoren aufzuweisen. Nur folgende flüchtige Hinweise seien gestattet. Der glänzende Aufstieg der klassischen Griechen über die Kultur der vorhellenischen Bewohner jenes Bodens weit hinaus liegt danach letzten Endes in der günstigen Rassenzusammensetzung der Athener, Spartaner usw. Und nachdem Austilgung bester Erblinien durch Kriege, Landesverweisung, vor allen Stücken aber durch Kinderarmut und Aussterben der Geschlechter die erb- und rassenmäßige Zusammensetzung des Volkes geändert hatten, trat Verfall und Niedergang ein; die Rom unterworfenen Griechen der Spätzeit waren eben erb- und rassenmäßig andere Menschen wie die klassischen. Im Aufstieg wie im Niedergang Roms sind neben allen anderen Faktoren die der Rasse, der Zerstörung der alten Rasse, der verheerenden Wirkung eines unerhörten Rassenchaos Im spätkaiserlichen Rom verantwortlich zu machen. Geistige Leistungsfähigkeit, Charakter vor allem, sind anders geworden, wie sie in den Erblinien und dem unverbastardierten Römer der republikanischen Blütezeit gegeben waren. Die Leistungen der Renaissance in Italien, Kunst, Kultur, Politik, Wirtschaft, sind neben vielem anderen der günstigen Rassenzusammensetzung, Kreuzung ebenbürtiger blutsverwandter Rassen zuzuschreiben. (...) Wo wir in der Geschichte hinblicken, lassen sich die Wirkungen der erblichen Veranlagung der betreffenden Menschen als mitverantwortlich am Auf- und Abstieg kultureller Leistungen erkennen. (...)
Die Anwendung dieser Gedankengänge auf die Gegenwart ist von entscheidendster Bedeutung für das Leben und die Zukunft der europäischen Kultur überhaupt.!...) Hier macht sich der ungeheure Einfluß der Kultureinrichtungen auf den Erbbestand Ihrer eigenen Träger lebensentscheidend geltend. Steigende Kultur bringt fast immer Zerstörung der eigentlich führenden Erbträger und ihrer Familien mit sich, in allen Kulturvölkern durch Kinderlosigkeit. Aber ich kann auf die ungeheure Bedeutung dieser Erscheinungen, die sich vor unseren sehenden Augen an unserem eigenen Volke und allen europäischen abspielen, im einzelnen nicht eingehen, ich stelle sie nur ausdrücklich fest.
(Prof. Dr. Eugen Fischer: Der völkische Staat biologisch gesehen, Berlin 1933)
Prof. Hans F.K. Günther
Sippenpflege in Athen und in Sparta
Eine attische Sippenpflege [läßt sich im ganzen Hellenentum wahrnehmen], wenn auch nirgends so entschieden wie in Sparta, ein Rassenglaube, den Jacob Burckhardt so bezeichnet und eingehender dargestellt hat. Dieser Rassenglaube, ein Vertrauen zu den ausgesiebten Anlagen der bewährten Geschlechter und die Gewißheit, daß leibliche Vortrefflichkeit als ein Anzeichen geistigen und seelischen Vorrangs gelten dürfe, überdauert in Athen und bei anderen hellenischen Stämmen die Zeiten der Adelsherrschaft und der Tyrannis und reicht bei den Besten noch weit in die Zeiten der Volksherrschaft hinein. In Athens „Blütezeit“, einer Spätzeit der lebenskundlich gesehenen athenischen Geschichte, bricht der Rassenglaube noch einmal bei Euripides hervor. Überall bei den Hellenen verließ man sich „auf den Anblick der Rasse, welche mit der physischen Schönheit den Ausdruck des Geistes verband“ (J. Burckhardt); es gab einen allgemeinen hellenischen Glauben „an Erblichkeit der Fähigkeiten“, eine allgemeine hellenische Überzeugung von der Unabänderlichkeit ererbter Eigenschaften: der Wohlgeborene sei durch nichts zu verschlechtern, der Schlechtgeborene durch nichts zu verbessern, und alle Schulung (paideusis) bedeute den Anlagen gegenüber nur wenig. Aus diesen Überzeugungen ergab sich die echt hellenische Zielsetzung der „Schön-Tüchtigkeit“ (kalokagaía), dieser Ausruf zuerst für die Gattenwahl und Kinderzeugung, dann für die Erziehung, die eine günstige Entfaltung guter Anlagen verbürgen sollte. Am mächtigsten bricht dieser Rassenglaube bei dem thebanischen Dichter Pindaros hervor (Olympische Ode IX, 152; X, 24/25; XI, 19 ff; XIII, 16; Nemeische Ode 70 ff). Das Auslesevorbild des Wohlgearteten blieb bis in die Zerfallszeiten hinein in den besten Geschlechtern aller hellenischen Stämme bestehen. Die Bezeichnung gennaios enthält wie die lateinische Bezeichnung generosus („wohlgeboren, wohlgeartet“) die Vorstellung edler Artung als ererbter und vererblicher Beschaffenheit (vgl. auch Herodotos 111,81; Sohn XXIII, 20 D). Herodotos (VII, 204) zählt die tüchtigen Ahnen des bei den Thermopylen gefallenen Spartanerkönigs Leonidas auf bis zu Herakles zurück.“
„Die staatliche Stärke Spartas wurde von den hellenischen Geschichtsschreibern der Siebung, Auslese und Ausmerze des Stammes und seiner Geschlechter zugeschrieben. Xenophon hat in seiner Schrift über die Verfassung der Lakedaimonier (1,10; V, 9) zunächst ausgesprochen, die lykurgischen Gesetze hätten Sparta Männer verschafft, die durch hohen Wuchs und Kraft ausgezeichnet seien, und dann zusammenfassend geurteilt: „Es ist leicht zu erkennen, daß diese [siebenden, auslesenden und ausmerzenden] Maßnahmen einen Stamm hervorbringen würden, überragend an Wuchs und Stärke; man wird nicht leicht ein gesünderes und tauglicheres Volk finden als die Spartaner.“ Herodotos (IX, 72) nennt die Spartaner die schönsten Männer unter den Hellenen. Die rassische Eigenart der Spartanerinnen wird durch den um – 650 in Sparta wirkenden Dichter Alkman (Bruchstücke 54) gekennzeichnet, der seine Base Agesichora rühmt: ihr Haar blühe wie unvermischtes Gold über silberhellem Antlitz. Der Vergleich heller Haut mit dem Silber findet sich schon bei Homer. Im 5. Jh. rühmte der Dichter Bakchylides (XIX, 2) die „blonden Mädchen aus Lakonien“. Noch der Erzbischof von Thessalonike (Saloniki), der im 12 Jh. lebende Eustathios, der Erläuterungen zu Homer schrieb, bekundete bei Erwähnung einer Iliasstelle (IV, 141), bei den Spartanern hätten helle Haut und blondes Haar die Zeichen männlichen Wesens bedeutet.
Einsichtige Männer der anderen hellenischen Stämme haben immer die edle Art des Spartanertums anerkannt, selbst dann, wenn ihr Heimatstaat mit Sparta im Kriege lag. Der weitblickende Thukydides (III, 83) beklagt das Schwinden des Edelmuts und der Aufrichtigkeit bei den Dorern während des Peloponnesischen Krieges, den seine Vaterstadt Athen gegen Sparta führte. In ganz Hellas haben die Edlergearteten in Sparta ein Wunschbild besten Hellenentums erblickt. So hat auch Platon gedacht, dessen Vorschläge zu einer staatlichen Erbpflege dem dorischen Vorbilde folgen. Männlichkeit und Staatsgesinnung des Dorertums in Sparta, dessen Bewahrung von Maß und Würde, diese apollinischen Züge eines sich selbst beherrschenden, zum Befehl geschaffenen Edelmannstums: alle diese Wesenszüge sind von den Besten in Hellas bewundert worden. Die gefestigte Einheitlichkeit spartanischen Wesens durch die Jahrhunderte ist aber sicherlich ein Ergebnis der bestimmt gerichteten Auslese im Stamm der Spartaner gewesen, einer bewußten Einhaltung der lykurgischen Ausleserichtung.“
(Hans F. K. Günther: Lebensgeschichte des hellenischen Volkes, Pähl 965, S. 158f)
Helmut Berve
Zu einer blutsmäßigen Vermischung der [dorischen] Einwanderer mit der ansässigen Bevölkerung ist es weder in der ersten Zeit, als die Gegensätze der Herkunft und die Tatsache der gewaltsamen Unterwerfung von beiden Teilen unmittelbar empfunden wurden, noch später, als aus dem Verhältnis von Siegern und Besiegten sich dasjenige von Herr und Knecht ergab, gekommen, dazu war der Geist der Dorier zu aristokratisch exklusiv, ihr Instinkt zu rein und stark. So sind die Unterworfenen, mochten sie den dorischen Dialekt ihrer Bezwinger annehmen und sich insofern nicht mehr von ihnen unterscheiden, doch niemals zu Doriern geworden. Zwei Schichten hat es in Lakonien bis zum Zusammenbruch des Staates der Lakedämonier gegeben: die dorische Stammeseinheit und, von ihr unwiderruflich getrennt, die Unterworfenen, die Heloten. Die absolute Härte, mit der diese Zweiheit aufrechterhalten wurde, hat den Lakedämoniern und besonders ihrem Adel eine schlechthin einzigartige Reinheit der Stammesart, Einheitlichkeit der Gesinnung und damit höchste Geschlossenheit nach außen bewahrt. Hier, wenn irgendwo, konnte daher der Geist der nordischen Einwanderer, der in so vielen Zügen sich germanischem Wesen verwandt zeigt, die ideale Form des Lebens verwirklichen, die in ihm von Natur angelegt war. Nicht in stiller Abgeschiedenheit ist das geschehen, so entschieden der Kranz der Gebirge das lakonische Land umschloß, sondern in der Welt der harten Realitäten. Denn kein Idyll ist Sparta gewesen, sondern ein Stück wahrer, leibhaftiger Geschichte des Volkes der Hellenen.“
(Helmut Berve: Sparta, Leipzig 1937)
Prof. Dr. Walter F. Otto
Die Götter der Griechen: Apollon
Apollon ist der griechischste aller Götter. Wenn der griechische Geist in der Olympischen Religion seine erste Ausprägung gefunden hat, so ist es Apollon, dessen Gestalt ihn am deutlichsten offenbart. Wiewohl der dionysische Enthusiasmus einmal eine bedeutende Macht gewesen ist, so kann doch kein Zweifel sein, daß es die Bestimmung des Griechentums war, diese und alle Maßlosigkeit zu überwinden, und daß seine großen Repräsentanten sich mit ganzer Entschiedenheit zum apollinischen Geist und Wesen bekannt haben. Dionysisches Wesen will den Rausch, also die Nähe; apollinisches dagegen will Klarheit und Gestalt, also Distanz. Dieses Wort drückt unmittelbar nur etwas Negatives aus, dahinter aber steht das Positivste: die Haltung des Erkennenden.
Apollon lehnt das allzu Nahe ab, die Befangenheit in den Dingen, den verschwimmenden Blick, und ebenso das seelische Ineinsfließen, die mystische Trunkenheit und ihren ekstatischen Traum. Er will nicht Seele, sondern Geist. Das bedeutet: Freiheit von der Nähe mit ihrer Schwere, Dumpfheit und Gebundenheit, vornehmen Abstand, ausgeweiteten Blick.
Mit dem Ideal der Distanz tritt Apollon nicht bloß zum dionysischen Überschwang in Gegensatz. Für uns ist es noch bedeutsamer, daß er damit den schärfsten Widerspruch gegen das, was später im Christentum zu höchsten Ehren gelangen sollte, erhebt.
Wie er selbst seine Persönlichkeit nicht betont und mit seinen Delphischen Sprüchen niemals für sich selbst Lobpreis und Ehrung vor allen andern beansprucht hat, so will er auch von dem ewigen Wert des menschlichen Individuums und der Einzelseele nichts wissen. Der Sinn seiner Offenbarung ist, daß sie den Menschen nicht auf die Würde seines Eigenwesens und die Tiefinnerlichkeit seiner individuellen Seele, sondern auf das, was über der Person ist, auf das Unwandelbare, auf die ewigen Formen hinweist. Was wir gewohnt sind, Wirklichkeit zu nennen, das konkrete Dasein mit seiner Selbstempfindung, vergeht wie ein Rauch; das Ich mit seinem Eigengefühl, sei’s Lust oder Schmerz, Stolz oder Demut, versinkt gleich einer Welle. Aber ewig bleibt und „göttlich unter Göttern die Gestalt“. Das Sonderliche und Einmalige, das Ich mit seinem Hier und Jetzt ist nur der Stoff, an dem die unvergänglichen Formen erscheinen. Wenn der Christ sich demütigt und gewiß ist, eben damit der Gottesliebe und Gottesnähe würdig zu werden, so verlangt Apollon eine andere Demut. Zwischen dem Ewigen und den irdischen Erscheinungen, zu denen auch der Mensch als Individuum gehört, ist eine Kluft. Das Einzelwesen reicht nicht hinüber in das Reich der Unendlichkeit. Was Pindar im Geiste Apollons seinen Hörern einschärft, ist nicht die mystische Lehre von einem seligen oder unseligen Jenseits, sondern das, was Götter und Menschen von einander unterscheidet. Wohl haben beide dieselbe Urmutter, aber flüchtig und nichtig ist der Mensch, und nur die Himmlischen dauern ewig (Pind. Nem. 6, 1 ff.). Wie ein Schatten gleitet das Menschenleben dahin, und wenn es glänzt, ist’s ein Strahl von oben, der es vergoldet (Pindar Pyth. 8, 95 ff.). Darum soll der Mensch sich nicht vermessen, den ewigen Göttern ebenbürtig zu sein, sondern seine Grenze erkennen und bedenken, daß die Erde sein Kleid sein wird (Pindar Isthm. 5, 14ff; Nem. 11, 15 f.). Der Kranz des Lebens, den auch der Sterbliche gewinnen kann, ist das Gedächtnis seiner Tugenden. Nicht seine Person, sondern, was mehr ist, der Geist seiner Vollkommenheiten und Schöpfungen überwindet den Tod und schwebt im Gesänge ewig jung von Geschlecht zu Geschlecht. Denn nur die Gestalt gehört dem Reich der Unvergänglichkeit an.
In Apollon grüßt uns der Geist der schauenden Erkenntnis, der dem Dasein und der Welt mit einer Freiheit ohnegleichen gegenübersteht – der echt griechische Geist, dem es beschieden war, nicht bloß so viele Künste, sondern schließlich auch die Wissenschaft hervorzubringen. Er vermochte es, Welt und Dasein mit einem von Begier und Erlösungssehnsucht gleich freien Blick als Gestalt anzuschauen. In der Gestalt ist das Elementare, Augenblickliche und Individuelle der Welt aufgehoben, ihr Sein aber anerkannt und bestätigt. Sie zu treffen, erfordert eine Distanz, zu der alle Weltverneinung nicht fähig gewesen ist.
Das Bild des ‚Ferntreffers’ Apollon ist die Offenbarung einer einzigen Idee. Ihr Inhalt gehört nicht der Sphäre einfacher Lebensbedürfnisse an, und die so beliebten Vergleiche mit primitiven Glaubensformen sind in diesem Falle ganz nutzlos. Es ist eine geistige Macht, die hier ihre Stimme erhebt. Und sie ist bedeutend genug, um einem ganzen Menschentum Form zu geben. Sie kündet die Gegenwart des Göttlichen nicht in den Wundertaten einer übernatürlichen Kraft, nicht in der Strenge einer absoluten Gerechtigkeit, nicht in der Fürsorge einer unendlichen Liebe, sondern in dem sieghaften Glanz der Klarheit, im sinnvollen Walten der Ordnung und des Ebenmaßes. Klarheit und Gestalt sind das Objektive, dem auf Seiten des Subjektes Distanz und Freiheit entsprechen. Und in dieser Haltung tritt Apollon vor die Menschenwelt. In ihr prägt sich seine helle, unbeschwerte, lichthaft durchdringende Göttlichkeit aus.
Wir verstehen es gut, daß er, dessen sublimes Sein weder in einem Element noch in einem Naturvorgang begründet war, schon verhältnismäßig frühzeitig mit der Sonne in Verbindung gebracht werden konnte. Schon in einer verlorenen Tragödie des Äschylos, in den Bassarai, hieß es, daß Orpheus den Helios als größten aller Götter verehrt und ihm den Namen Apollon gegeben habe. Und derselbe Dichter hat im Prometheus (22) die Strahlen der Sonne mit dem Worte φoτβoς charakterisiert, das wir als Beinamen des Apollon kennen, und zwar als seinen berühmtesten, Phoibos. Nun stellte sich auch das gewaltige Bild ein, daß Apollon mit den Klängen seiner Leier das Weltall in harmonischer Bewegung erhält (vgl. Orph. Hymn. 34,16ff.), und das Plektron, mit dem er sie schlägt, ist das Licht der Sonne (vgl. Skythin. fragm. 14; und dazu Neustadt, Hermes 1931,S. 389).
(Walter F. Otto: Die Götter Griechenlands. Das Bild des Göttlichen im Spiegel des griechischen Geistes, Frankfurt/M. 1970, S. 99-102)
Prof. Dr. Walter F. Otto
Die Götter der Griechen: Athene
Gerhardsches Fragment:
Geflügelte Herrin der Tiere. Berlin, Staatl. Museum
Wie alle echten Gottheiten, so läßt sich auch Athene nicht aus einer einzigen, besonders augenfälligen Wirksamkeit verstehen. Der kraftvolle Sinn, der sie zum Genius der Sieghaftigkeit macht, hat eine Weite, die der Gesichtskreis des Schlachtfeldes nicht ausmessen kann. Nur die „helläugige Klugheit“, in jedem Augenblick das Entscheidende zu erkennen und das Zweckdienlichste herzustellen, füllt mit der Vielseitigkeit ihres lebendigen Wirkens sein Ideal ganz aus.
Das Epos pflegt einigen seiner Götter feststehende Prädikate zu geben, die zugleich mit dem äußeren Eindruck das Wesen selbst kennzeichnen. So heißt Hera bekanntlich „die Kuhäugige“. Man führt dies auf ihr heiliges Tier zurück, in dessen Gestalt sie selbst ehemals vorgestellt worden zu sein scheint, und tut gewiß recht daran. Aber was hat es zu bedeuten, daß die Göttin gerade mit diesem Tier verbunden worden ist? Diese Frage wiederholt sich bei allen Göttern und ihren tierischen oder pflanzlichen Attributen, die einmal auch ihre eigenen Erscheinungsformen gewesen sind. Das Erklärungsbedürfnis des Religionsforschers begnügt sich hier oft mit recht äußerlichen oder zufälligen Anknüpfungen. Und doch sollte man bedenken, wie fern wir dem Daseins- und Weltgefühl mythischer Zeitalter gerückt sind und wie gering in vielen Fällen die Wahrscheinlichkeit sein mag, daß wir den Sinn der Verbindung jemals erraten werden. Aber zuweilen können doch auch wir noch von den Tieren oder Pflanzen einen Eindruck empfangen, der dem der Göttergestalten sehr nahe kommt. Was scheint natürlicher, als daß der Pfau zum Vogel der Hera wurde? Diese Verbindung gehört allerdings einer verhältnismäßig späten Zeit an. Aber ist es mit der Kuh nicht ebenso, wenn wir die königliche Ruhe und Schönheit dieses mütterlichen Tieres recht empfinden? Und gerade das, worin sich diese Ruhe und Macht am wirkungsvollsten ausdrückt, der Blick des großen Auges, dient im Epos als Kennzeichnung der Hera.
Wenn wir uns das Wesen der Göttin vergegenwärtigen – diesen Geist hellsten Wachseins, der blitzschnell erfaßt, was vom Moment erfordert wird, der mit nie getrübter Klarheit immer Rat findet und den schwersten Aufgaben mit der schlagfertigsten Bereitschaft entgegengeht – läßt sich ein besseres Erkennungszeichen und Symbol für dieses Wesen erdenken als der helle, leuchtende Blick des Auges? Man kann dies schöne Bild nicht ärger mißverstehen, als wenn man in ihm einen Rest uralten Götter- oder Dämonenschreckens erkennen will. Sollten wir nicht endlich aufhören, der Erklärung aus dem Dumpfen und Plumpen auch da den Vorzug zu geben, wo das Geistreiche am nächsten liegt? Es waren doch keine schrecklichen Augen, die den erzürnten Achilleus, wie Homer beschreibt (Ilias 1,200) „gewaltig anleuchteten“, als er Athene plötzlich ins Gesicht sah und von ihr zur Besonnenheit und Haltung ermahnt wurde.
Die echte Athene ist weder ein wildes noch ein beschauliches Wesen. Von beiden Naturen ist sie gleich weit entfernt. Ihr Kampfwille ist kein Draufgängertum, ihr heller Geist keine reine Vernunft. Sie vertritt eine Welt der Tat, aber nicht der unbedachten und rohen, sondern der besonnenen, die durch ihre klare Bewußtheit am gewissesten zum Siege führt.
Ja, erst der Sieg macht ihre Welt vollkommen. In der Stadt, die von ihr den Namen trug, wurde sie selbst Nike genannt, und die berühmte Statue der Parthenos von Phidias trug auf der rechten Hand ein Bild der Siegesgöttin. Nike, „die Spenderin süßer Gaben, die im goldstrahlenden Olympos an Zeus’ Seite Göttern und Menschen den Erfolg edler Tatkraft entscheidet“ (Bakchylides. 10), gehorcht dem Wink der Athene. Im Hesiodischen Schildgedichte springt sie selbst vor Beginn des Kampfes zu Herakles auf den Wagen, „Sieg und Ruhm in den göttlichen Händen haltend“ (339).
So ist sie allem männlichen Ringen, das Größe hat, nahe. Aber der Mensch soll wissen, daß Größe und Triumph Offenbarungen des Göttlichen sind. Wer die Göttin zurückweist und sich nur auf seine eigene Kraft verlassen will, wird von derselben göttlichen Macht elend zugrunde gerichtet (vgl. Sophokles, Aias 758ff).
Der Glaube an Athene entsprang keiner Einzelnot, keinem Einzelverlangen des Menschenlebens. Sie ist der Sinn und die Wirklichkeit einer ganzen, in sich vollendeten Welt: der klaren, harten, glorreichen Manneswelt des Planens und Vollbringens, deren Lust das Kämpfen ist. Und diese Welt schließt auch das Weibliche mit ein. Aber nicht als Liebende oder Mutter, nicht als Tänzerin oder Amazone, sondern als lebenskluges und kunstreich schaffendes Wesen gehört die Frau der Athene an. Um den Sinn ihrer Gestalt aber ganz zu verstehen, müssen wir uns schließlich auch darüber noch klar werden, was sie nicht ist.
Sie ist im Verlauf der Zeiten und an einzelnen Kultorten zu allerlei Unternehmungen und Notwendigkeiten in Beziehung gesetzt worden. So finden wir sie in Athen als Schützerin der Heilkunst, des Ackerbaus, ja der Ehe und Kinderzucht. Aber all das ist unwesentlich und soll daher nicht weiter verfolgt werden. Schließlich ist sie sogar zur Patronin der Künste und Wissenschaften geworden. Dies späte Athenebild zeugt von dem Glänze und dem geistigen Führertum ihrer Stadt Athen. Aber von dem alten Bilde hat es sich sehr weit entfernt. Denn der helle Geist der echten Athene hat mit reiner Erkenntnis und mit allem Musischen nichts zu tun. Ihr bleibt die Gelassenheit des Abstandnehmens, der freie Blick der Betrachtung und der daraus entspringende Wille zu höherer Gestaltung fremd. Ihr fehlt die Musik im eigentlichen und im weitesten Sinne des Wortes. Sie soll zwar die Flöte erfunden haben, aber man erzählt, sie habe sie sogleich wieder verworfen. Dagegen paßt die Erfindung der Kriegstrompete ganz zu ihrem Wesen.
So besitzt sie vieles nicht, was andere Gottheiten, namentlich Apollon, auszeichnet. Aber all dies fehlt ihr so, wie jeder ganzen Gestalt dasjenige fehlen muß, was ihr Sinn ausschließt. Denn sie ist die tapfere Unmittelbarkeit, die erlösende Geistesgegenwart, die rasche Tat. Sie ist die Immernahe.
(Walter F. Otto: Die Götter Griechenlands. Das Bild des Göttlichen im Spiegel des griechischen Geistes, a.a.O., S. 76f u. 73ff)
Die Kultkalender der athenischen Feste I
Die Feste zu Ehren der Götter (heortai) bestimmen den Rhythmus des politischen und alltäglichen Lebens der Polis. In zahlreichen Städten ist die Abfolge der im Laufe des Jahres abzuhaltenden Feste in Texten festgehalten, die man im allgemeinen als Kultkalender bezeichnet. Es handelt sich um Listen von Festen, die nach den Monaten des Jahres und den Tagen des jeweiligen Monats geordnet sind. Der Kalender der athenischen Feste rührt in der uns bekannten Form der klassischen Epoche von der Zeit Solons her (Anf. des 6. Jhs) und ist Bestandteil der diesem archaischen Gesetzgeber zugeschriebenen Regelungen. Zu Ende des 5. Jhs beauftragt die Stadt Nikomachos, Ordnung in den Opferkalender zu bringen; der Text wird in einer Inschrift festgehalten und auf der Agora in der Stoa des Basileus aufgestellt. Von dieser Inschrift sind nur Fragmente erhalten, aber unter Rückgriff auf verschiedene Quellen kann man einen vollständigen Kalender aufstellen, der Monat für Monat die athenischen Feste nennt.
Die Monate
Die Zahl der Kalendermonate beträgt zwölf; ihre auf den Namen von Göttern oder Festen beruhenden Bezeichnungen sind je nach Stadt unterschiedlich. Es handelt sich um Monate eines Mondjahres. Nach dem athenischen Kalender werden bestimmte Feste jeden Monat gefeiert, und zwar die folgenden:
Andere Feste werden nur in einem bestimmten Monat gefeiert. Die Lektüre der Liste der athenischen Feste erlaubt es, sich die Vielschichtigkeit und die Vielfalt der staatlichen Kulte vor Augen zu führen. Die wichtigsten Abschnitte eines Festes sind die Prozession oder pompe, das Opfer und das darauffolgende Mahl, die Wettspiele oder andere damit verbundene Veranstaltungen.
Die Prozession
Die Prozession ist häufig der Auftakt eines Festes. Sie bewegt sich quer durch die Stadt, von einem bestimmten Punkt aus zu dem Heiligtum der Gottheit, der der Kult gilt, und folgt stets dem gleichen Weg. Ihre Ordnung ist vorgeschrieben, ihre Zusammensetzung je nach Fest unterschiedlich (siehe: Die Panathenäen und Die Dionysos-Feste S.246f). Welche Funktion hat das Ritual der Prozessionen? Sie dienen der ‚Werbung’ und der Sammlung: Der Grund des Festes wird all denen, die am Rande des Prozessionsweges stehen, in Erinnerung gebracht, und sie können sich dem Zug anschließen, um am Ritual teilzuhaben. Es handelt sich um eine Erneuerung und Wiedererinnerung der guten Taten und Tugenden des Gottes, dessen Statue in manchen Fällen vorangetragen wird. Es ist darüber hinaus eine Bestätigung des heiligen Charakters der verschiedenen Orte, an denen die Menge haltmacht (vor allem an den Altären), und ganz allgemein eine neuerliche Inbesitznahme des Stadtareals durch die Gemeinschaft. Hinzu kommen besondere Funktionen jeder einzelnen Prozession: Die der Panathenäen z. B. bietet das Bild der Einigkeit und Kraft, das das Athen der klassischen Zeit bieten will. Die Prozession ist ein Weg, die Kultpraxis physisch in die Stadt einzubinden. Uns wird dadurch vor Augen geführt, daß jedes Fest ein vielschichtiges System von Ritualen ist, das schwerlich auf eine einzige Interpretationsmöglichkeit eingeengt werden kann.
Das Opfer
Es ist ein wichtiger Bestandteil des Festes, der bei allen Festen des athenischen Kalenders zu finden ist. Anhand der Zahl der geopferten Tiere, die aus den Abrechnungen der Schatzmeister der Athene hervorgeht, kann man die Bedeutung der Festmähler ermessen, die diesen Opfern folgen. Ein Opfer von hundert Tieren (eine Hekatombe) kommt häufig vor, aber die Zahlen reichen bis zu mehr als zweihundertfünfzig Tieren, die bei einem einzigen Fest geopfert wurden. Die Stadt übernimmt die Kosten für diese Opfer entweder direkt oder durch Heranziehung von liturgoi, von reichen Männern, die dazu verpflichtet werden, die Kosten der Festmähler zu bestreiten. Diese hestiasis (Bewirtung) genannte Liturgie ist für die Panathenäen und die Dionysien belegt. Bei den Panathenäen erfolgt die Verteilung der Fleischstücke unter die Mitglieder der Demen, die an der Prozession teilgenommen haben, am Kerameikos. Wenn man den athenischen Kalender studiert, so sieht man, daß jeden Monat, mit Ausnahme des Monats Maimakterion, sich von neuem eine Gelegenheit für ein großes Schlachtfest bietet. Eine Stadt, die Feste feiert, ist eine Stadt, deren Luft mit dem Geruch des Blutes der Opfertiere und dem Duft gebratenen Fleisches erfüllt ist, ist eine Gemeinde, die Fleisch ißt, trinkt und fröhlich ist.
(Nach: Louise Bruit Zaidmann & Pauline Schmitt Pantel: Die Religion der Griechen. Kult und Mythos, München 1994; Jochen Bleicken: Die athenische Demokratie, Paderborn 1995)
Die Kultkalender der athenischen Feste II
Altgriechische Fußschalen und Buchse (7./8. Jh. v.d.Z.)
Die Wettspiele
Nicht zu allen Festen gehören Wettspiele, doch wenn es einen Wettkampf gibt, so nimmt er stets von den Ritualen des Festes seinen Ausgang. Das ist ein Umstand, den man nicht vergessen darf, wenn man die sportlichen, musischen oder dramatischen Wettkämpfe beschreibt. Zwei athenische Beispiele: die Wettkämpfe bei den Panathenäen und die dramatischen Wettbewerbe bei den Großen Dionysien.
Ein Wettkampf
Das Fest der Panathenäen besteht schon seit langer Zeit, als im Jahre 566 Wettspiele eingeführt werden, zu denen alle Griechen zugelassen sind (daher panhellenische Wettspiele genannt). Sie finden alle vier Jahre zu den Großen Panathenäen statt. Sie umfassen einen Wettstreit der Rhapsoden (die die Werke Homers vortragen), musische Wettbewerbe verschiedener Art und schließlich einen sportlichen Wettkampf mit den üblichen Disziplinen, bei dem die teilnehmenden Athleten in drei Altersgruppen aufgeteilt werden (Kinder, junge Männer und Erwachsene).
Der Preis bei den sportlichen Wettkämpfen ist in Athen etwas Besonderes: Olivenöl von den heiligen Olivenbäumen, das in besonderen Amphoren, den sogenannten pan-athenäischen Amphoren, aufbewahrt wird. Auf der einen Seite trägt eine solche Amphore ein Bild der bewaffneten Athena, die eine Lanze schwingt, sowie die Inschrift «Von den Wettkämpfen der Athener»; auf der anderen Seite findet sich eine Darstellung des betreffenden Wettbewerbs: Wagenrennen, Wettlauf etc. Der junge Mann, der im Wettlauf gewonnen hat, erhält z. B. fünfzig dieser Amphoren. Die Wettspiele umfassen auch einen Tanz in Waffen (die Pyrrhiche), bei dem der Preis für die siegreiche Mannschaft aus einem Rind und hundert Drachmen besteht; es gibt außerdem Bootrennen, einen Fackellauf und vieles mehr.
Theaterfestspiele
An den Großen Dionysien, dem Fest zu Ehren des Dionysos im Monat Elaphêbolion (März-April), werden während drei Tagen die dramatischen Wettbewerbe abgehalten die, wie die Wettspiele an den Großen Panathenäen, ein weit zahlreicheres Publikum anziehen als nur das der Athener. Ohne in die Diskussion der schwierigen Fragen zu Ursprung der theatralischen Aufführungen eintreten zu wollen, kann man doch festhalten, daß die Darbietung der Stücke, also das, was wir Theater nennen, der Fürsorge des Dionysos unterstellt ist.
Seine Statue thront auf der Orchestra, das Theater, aus Holz oder Stein errichtet, ist Teil seines Heiligtums, – schließlich sind die dramatischen Aufführungen Bestandteil des Rituals. Die Religion, das steht ohne Zweifel, war also sehr tief in das staatliche Leben eingegliedert.
Dramatische Aufführungen finden auch während der beiden anderen Feste des Dionysos statt, den ländlichen Dionysien im Monat des Poseidon (Dezember-Januar) und den Lenäen im Monat Gamelion (Januar-Februar). Die wichtigsten Wettbewerbe sowohl der Komödie, der Tragödie, des Dithyrambos wie des Satyrspiels jedoch finden anläßlich der Großen Dionysien statt. Die Organisation der Wettbewerbe obliegt der Stadt. Der Archon Eponymos ist für die Großen Dionysien verantwortlich. Die zehn Choregen (liturgoi, die die Kosten für die Einstudierung des Chores und des Stücks übernehmen sollen) werden durch die Stadt bestimmt, ebenso die Dichter, die Schauspieler (Protagonisten) und die Schiedsrichter des Wettbewerbs.
Der Ablauf der Vorstellungen
Die Aufführungen beginnen bei Tagesanbruch, die Zuschauer sind festlich gekleidet, das Haupt bekränzt; die von der Stadt geehrten Leute sitzen in der ersten Reihe (prohedria), ebenso die Mitglieder des Rates (der Boule), die Epheben und die Schiedsrichter des Wettbewerbs. Man vollzieht ein Sühneopfer mit dem Blut eines jungen Schweines, und man löst die Abfolge der Konkurrenz aus. Die Stücke folgen eins auf das andere bis zum Abend. Am Ende des Wettbewerbs werden in jeder Sparte drei Preise vergeben: an den Dichter, an den Choregen und an den Protagonisten. Eine Volksversammlung prüft am übernächsten Tag die Abrechnungen, verabschiedet die ehrenvollen Erwähnungen und legt die Ergebnisse schriftlich nieder.
Die Vermischung des Religiösen mit dem Staatlichen macht bei der Organisation der Wettbewerbe nicht halt. Die Stücke selbst zeigen durch die aufgegriffenen Themen und die Art ihrer Behandlung, daß es eine scharfe Trennung zwischen politischer Reflexion und der Darstellung des Mythos und der Götter nicht gibt. Um es kurz zu sagen: Auf der Bühne stehen der Heros Aias, der mythische König Ödipus, die Erynnien oder Athena, aber die Fragen, die sie stellen, kreisen um die zentralen Fragen der aktuellen politischen Debatten des demokratischen Athen.
(Nach: Louise Bruit Zaidmann & Pauline Schmitt Pantel: Die Religion der Griechen. Kult und Mythos, a.a.O.; Jochen Bleicken: Die athenische Demokratie, a.a.O.)
Die Feste zu Ehren der Götter I
Akropolis. Rekonstruktion
Im Zentrum des religiösen und öffentlichen Lebens zugleich standen die Feste zu Ehren der Götter. Nach ihnen gliederte sich der Rhythmus des Jahres. Das bürgerliche Jahr war im Unterschied zu dem in zehn Prytamen eingeteilten Amtsjahr in zwölf Monate unterteilt (Festkalender), die jeweils nach einem in sie fallenden Fest benannt waren. Das Jahr begann am 1. Hekatombaion mit dem ersten Neumond nach der Sommersonnenwende (Juni/Juli).
Die Panathenäen. Gegen Ende des ersten Monats, am 28. Hekatombaion, wurde das athenische Hauptfest zu Ehren der Athena, die Panathenäen, gefeiert, die schon seit dem frühen 6. Jh. alle vier Jahre als Große Panathenäen – die drei anderen Panathenäen dieser Vierjahresperiode hießen Kleine Panathenäen – begangen wurden. „Die Prozession beginnt am Dipylontor, durchquert den Kerameikos und die Agora, erreicht die Akropolis durch die Propyläen und bewegt sich seitlich am Parthenon entlang, um zu der Ostfront des Tempels vor den großen Altar der Athena zu gelangen. Dieser Weg berührt die wichtigsten Punkte der Stadt, den Ort des politischen Lebens (die Agora) und den Friedhof (den Kerameikos).“ Das Fest, das als Geburtstag der Göttin galt, bestand aus einer Nachtfeier vor Festbeginn, der Übergabe eines neuen, von vornehmen Athenerinnen gewebten Gewandes (Peplos) und einem großen Opfer für die Göttin auf der Burg; doch lag der besonders herausragende und alle Athener bewegende Teil des Festes in der großen Prozession, in der Priester, Opferdiener, Beamte, unter ihnen die Demarchen, ferner Reiter und Hopliten sowie die Träger und Trägerinnen von Gaben für die Göttin und andere unter reger Anteilnahme aller Athener das Gewand, die anderen Gaben und die Opfertiere vom Dipylon-Tor (Kerameikos,) auf die Burg brachten, wo der Zug vor dem Altar des alten Athena-Tempels endete. „Die feierliche Prozession ermöglich es der Stadt Athen, sowohl ein Bild ihrer Hierarchie und politischen Organisation bieten, wie auch der Einheit, die ihre Bevölkerung bei aller Verschiedenheit repräsentiert – eine Demonstration, die sich sowohl an die übrige Bevölkerung Athens (die nicht am: Umzug aktiv teilnimmt) wie auch an die anwesenden Repräsentanten der verbündeten Städte und die ganze griechische Welt richtet.“ An den Großen Panathenäen, die sich über mehrere Tage erstreckten, fanden auch athletische Wettkämpfe statt: Lauf, Fünfkampf, Ringen, Boxen und Pankration (ein aus Ringen und Boxen kombinierter Kampfsport), ferner Pferde- und Wagenrennen, weiter ein nur aus Athen bekannter Mannschaftswettbewerb in ‚Mannhaftigkeit’ (euandria), bei dem es (wir wissen wenig darüber) vor allem um die Darstellung von Größe und Kraft, mithin um Schönheit im griechischen Sinne, ging (also eine Art Schönheitswettbewerb), und schließlich ein Wettkampf im Waffentanz sowie musische Vorträge (Rhapsodenvortrag von Partien aus Homer, Darbietungen von Sängern und Instrumentalsolisten). Die Panathenäen waren das große festliche Ereignis des Jahres und besonders die Großen Panathenäen mit ihren zahlreichen Wettkämpfen ein für jeden unvergeßliches Erlebnis. Für das reibungslose Funktieren und die ordnungsgemäße Beschaffung und Verteilung der Preise aus ihrem Anlaß war ein besonderes Beamtenkollegium von zehn Agonotheten (agnônothétai) zuständig, die zur Durchführung ihrer vielfältigen Aufgaben für vier Jahre, von den Großen Panathenäen zu den nächsten, vom Rat phylenweise erlost worden waren. Die Eleusinischen Mysterien. In der Mitte des Monats Boêdromion (September) begingen die Athener ein anderes großes Fest, die mehrtägigen Eleusinischen Mysterien zu Ehren der Demeter von Eleusis; sie wurden im Unterschied zu den Mysterien des Demeterheiligtums in Athen, die im Monat Anthestêrion (Februar) gefeiert wurden, die Großen Mysterien genannt. Das Fest betraf im strengen Sinne nur den Kreis der rituell in die Mysterien Eingeweihten (Mysten) und die jeweils neu Einzuweihenden. Doch war die Zahl der Mysten groß – es scheinen bis zu 1 000 Personen jeweils neu hinzugekommen zu sein -, und darüber hinaus machte das Ansehen des Kultes in der ganzen griechischen Welt das Fest zu einem gesamtstädtischen Ereignis, wobei nicht nur Frauen und Sklaven zur Initiation zugelassen waren, sondern auch Fremde. Das Fest begann in der Monatsmitte mit einer Prozession von Eleusis nach Athen, bei der die heiligen Gegenstände mitgeführt wurden, und hatte seinen Höhepunkt am fünften Tag in der Prozession zurück nach Eleusis, an der auch die neu Einzuweihenden teilnahmen, und in der Initiation selbst am folgenden Tag im Telesterion, dem riesigen Initiationssaal des eleusinischen Heiligtums. Die Thesmophorien: In den darauffolgenden Monat Pyanopsion (Oktober) fiel ein anderes Demeter-Fest, nämlich die dreitägigen Thesmophorien, an denen, wie an manchen anderen athenischen Festen auch, nur Frauen teilnehmen durften. Sie waren ein Fruchtbarkeitsfest und bezogen sich auf die in der Zeit des Festes vorgenommene Aussaat des Getreides. Die Dionysos-Feste: Zahlreich waren die Feste zu Ehren des erst verhältnismäßig spät in Attika heimisch gewordenen Dionysos. Das Dionysos-Fest der Lenäen in der Mitte des Monats Gamelion (Januar) war älter als das der bedeutenderen Städtischen Dionysien, durch deren Einführung es litt. Nichtsdestoweniger hatte auch dieses Fest noch Aufführungen von Tragödien und Komödien; im Jahre 425 hatte an ihnen Aristophanes mit seinen „Acharnern“ den Sieg davongetragen. Eine Besonderheit des Festes lag darin, daß an ihm nur Bürger, nicht einmal Metöken, teilnehmen durften. Auch die Anthesterien („Blütenfest“) im Monat Anthesterion (Februar) waren ein Dionysos-Fest. An ihnen wurde der letztjährige Wein, der inzwischen gereift war, geprüft. Sie waren auch ein Kinderfest, an denen u.a. die Lehrer bezahlt wurden, wie denn überhaupt die Feste in vielfältiger Weise mit Terminen des privaten und öffentlichen Lebens verbunden waren und an diesem Fest etwa auch die Geister der Verstorbenen beschwichtigt wurden. Die Anthesterien aber ragen vor allem dadurch heraus, daß sie ein echtes Dionysos-Fest waren; der zweite Festtag war ein fröhliches Weinfest mit starkem Weingenuß, bei dem man auch Wettringen veranstaltete. Das größte Dionysos-Fest und nach den Panathenäen das bedeutendste Fest Athens überhaupt aber waren die bereits genannten mehrtägigen Städtischen Dionysien in der Mitte des Elaphêbolion (Mitte März), die auch eine große Prozession u.a. mit Phalloi und einem Komos (kômós), also einem ausgelassenen Zug dionysischer Schwärme, als Abschluß hatten.
(Nach: Louise Bruit Zaidmann & Pauline Schmitt Pantel, a.a.O.; Jochen Bleicken, a.a.O.)
Die Feste zu Ehren der Götter II
Dieser Festumzug besteht aus mehreren Prozessionen. Am ersten Tag wird die Statue des Gottes aus dem Tempel in der Nähe des Theaters ins Freie und in einer Prozession bis zum Tempel beim Gymnasium der Akademie getragen. Am folgenden Tag wird das Standbild von dort zum Heiligtum am Südhang der Akropolis gebracht. Schließlich wird die Statue in einem neuen Festzug von jenem Tempel in die Mitte der Orchestra des Theaters getragen. Zusammensetzung und Charakter dieser aufeinanderfolgenden Prozessionen sind umstritten. In jedem Falle ist es offenbar so, daß zwei Prozessionen stattfinden: eine traditionelle pompe mit Beamten, Vertretern der verschiedenen Gruppen der Bevölkerung der Stadt, Gabenträgern und Choregen im Festkostüm, aber auch unter Mitführung des Phallos. Dieser Zug endet mit dem Opfer im Heiligtum des Dionysos. Der Weg ist nicht genau bekannt. Die andere Prozession wird als komos bezeichnet, scheint weniger förmlich zu sein und findet am Ende des Tages statt, vielleicht im Anschluß an das Festmahl, das den Opfern folgt. Männer mit Fackeln, von Flötenspielern begleitet, ziehen mit Gesang und Tanz durch die Straßen und vollziehen in der ganzen Stadt, was als fröhlicher Abschluß der Festmähler wohlbekannt ist.
Bereits seit dem 6. Jh. fanden an dem Fest Aufführungen statt; zunächst waren es Männerchöre, die mit Gesang verbundenen Tanz darboten, dann dramatische Schauspiele. In der Mitte des 5. Jhs. wurden am zweiten Festtag (seit 486) fünf Komödien und am dritten bis fünften Tag Tragödien (seit ca. 534), und zwar je eine Triologie pro Tag aufgeführt und der Sieger der als Wettstreit (agôn) aufgefaßten Aufführungsreihe ermittelt. Die Aufführungen fanden unter Leitung des Archon im Dionysos-Theater am Südabhang der Akropolis statt, das aber erst durch Lykurgos im Jahre 330 zu einem Stein-Theater ausgebaut wurde. Es waren neben den Bürgern auch Metöken und Fremde, als Begleitpersonal sogar Sklaven zu dem Fest zugelassen. Die Städte des Ersten Athenischen Seebundes hatten in dieser auch ihren Tribut zu entrichten, der von den Behörden an den Tagen der Aufführungen auf der Tanzfläche des Theaters (Orchestral zur Schau gestellt wurde. Das Fest war ferner mit einer Art „Freisprechung“ der erwachsen gewordenen Söhne von im Krieg gefallenen Athenern verbunden, welche von der Stadt unterstützt worden waren und nun als Mündige vorgestellt wurden. Die große Öffentlichkeit machte das Fest auch für Bekanntmachungen besonders geeignet. So verkündeten an ihnen im 4. Jh. Herolde die von der Stadt an Beamte und andere verliehenen goldenen Kränze und wurden Freilassungen bekanntgemacht, die damit Öffentlichkeitscharakter erhielten. Die zweitägigen Thargelien, von denen der Monat Thargêlion (Mai) seinen Namen hat, waren in erster Linie dem Apollon geweiht, doch galten sie auch Artemis. Sie waren ein Reinigungsfest, bei dem symbolisch zwei Athener als ‚Sündenböcke’ aus der Stadt getrieben wurden. Der zweite Tag war ein auf die Ernte bezogener Opfertag. Auch an den Thargelien gab es Aufführungen, nämlich Wettkämpfe von Männer- und Knabenchören. Im Thargêlion wurde im Jahre 429 eine neue Göttin aus Thrakien, Bendis, nach Attika gebracht, wo sie in Piräus eine Kultstätte erhielt. Thrakien war seit dem ersten Feldzug des Kimon im Jahre 475 dorthin für Athen von zentraler politischer Bedeutung; viele Athener siedelten dort und ebenso hielten sich nicht wenige Thraker in Athen auf. Es hatte die Göttin daher in Attika einen nicht kleinen Kreis von Anhängern unter Thrakern ebenso wie unter Athenern. An dem Fest zu Ehren der Bendis im Monat Thargêlion, den Bendidela, gab es, für Athen neu, u.a. einen Fackellauf zu Pferde. In den Thargêlion fielen auch die Plyntherien („Waschfest“), an denen das hölzerne Standbild der Athena Polias (xóanon) im Meer gereinigt wurde.
Alle bisher genannten Feste waren solche der Stadt Athen. Darüber hinaus gab es eine Fülle von lokalen Festen, die in den Demen, Phylen und Phratrien gefeiert wurden. Sie hatten für die Angehörigen dieser Bezirke u.U. große Bedeutung und wurden von denen, die sie angingen, auch unter großer Beteiligung besucht. Wegen ihrer Bedeutung auch für das gesamtstädtische Leben sind aber lediglich die Apaturien, die im Pyanopsion (Oktober) gefeiert wurden, besser bekannt. Sie waren ein Fest der Phratrien, das von den einzelnen Phratrien an jeweils verschiedenen Tagen des Monats begangen wurde. An ihnen, und das machte sie für die Stadt besonders wichtig, wurden die (männlichen) Neugeborenen in das Register ihrer Phratrie eingetragen und damit offiziell als künftige Bürger und Soldaten zur Kenntnis genommen. Die Opfergötter des Festes waren Zeus Phratrios und Athena Phratria, daneben Dionysos.
Die feste Verbindung von sakralem und öffentlichem Bereich zeigt sich weiter darin, daß alle Versammlungen und Behörden ihre Beratungen mit einem Reinigungsopfer und einem Gebet, in dem die wichtigsten Gottheiten auch namentlich genannt wurden, begannen. Fiel das Opfer ungünstig aus, wurde die betreffende Handlung verschoben. An mindestens zwei der vier ordentlichen Volksversammlungen einer Prytanie wurden in einem ersten Tagesordnungspunkt alle anstehenden Fragen zu den Kulten der Stadt erörtert. Die Stadt war für die Verwaltung und Instandhaltung der Tempel sowie für die Wahrung des Tempelbesitzes verantwortlich. Unter die vielen Ausgaben fiel selbstverständlich der Schutz der Götter gegen Angriffe von Sakralverbrechern, mochten sie sich nun an dem Eigentum einer Gottheit vergangen oder die Gottheit durch Schmähungen oder auf andere Weise entwürdigt haben. Die Anklage wegen Gottlosigkeit (Asebie) konnte einem Verurteilten in besonders schweren Fällen die Verbannung oder gar die Todesstrafe einbringen.
Die Einheit von staatlichem und sakralem Bereich wird aus dem Gebrauch des Eides für die mannigfaltigsten öffentlichen Geschäfte deutlichen dem Eid wurden zur Bekräftigung des damit gegebenen Versprechens mehrere Schwurgötter, in aller Regel drei und unter ihnen in Athen vor allem Zeus, Apollon und Demeter, angerufen und für den Fall der Eidesübertretung eine Selbstverfluchung ausgesprochen. Durch Eide verpflichteten sich die Bürger als Epheben, Richter, Ratsherren und Beamte bei Antritt ihres Dienstes und darüber hinaus bei mancherlei Gelegenheiten des öffentlichen Lebens zu ordentlicher Erfüllung ihrer Aufgaben. Selbstverständlich war der Eid als Beweismittel vor Gericht und als Versicherung einer ordnungsgemäßen Pflichterfüllung auch im Privatleben gebräuchlich. Für die Demokratie jedoch war gerade die eidliche Bindung des im Dienste der Stadt politisch tätigen Bürgers eine der wesentlichen Stützen der gesamten Ordnung, und nicht zu Unrecht hat der Redner Lykurg in seiner Rede gegen Leokrates (331/330) gesagt, daß der Eid da sei, was die Demokratie zusammenhalte.
(Nach: Louise Bruit Zaidmann & Pauline Schmitt Pantel, a.a.O.; Jochen Bleicken, a.a.O.)
Fest | Tag und Monat | Gottheit |
---|---|---|
Kronia | 12. Hekatombaion (Juli/August) | Kronos |
Synoikia | 15. und 16. Hekatombaion (Juli/August) | Athena |
Panathenaia | 28. Hekatombaion (Juli/August) | Athena |
Eleusinia | (?) Metageitnion (August/September) 4jährig | Demeter |
Niketaria | 2. Boêdromion (September/Oktober) | |
Plataia | 3. Boêdromion (September/Oktober) | |
Genesia | 5. Boêdromion (September/Oktober) | Gala |
Artemis Agrotera | 6. Boêdromion (September/Oktober) | Artemis |
Demokratia | 12. Boêdromion (September/Oktober) | |
Mysterien von Eleusis | 15.-17. und 19.-21. Boêdromion (September/Oktober) | Demeter |
Pyanopsia | 7. Pyanopsion (Oktober/November) | Apollon |
Theseia | 8. Pyanopsion (Oktober/November) | Theseus |
Stenia | 9. Pyanopsion (Oktober/November) | Demeter |
Thesmaphoria in Halismus | 10. Pyanopsion (Oktober/November) | Demeter |
Thesmaphoria | 11., 12., 13. Pyanopsion (Oktober/November) | Demeter |
Chalkeia | 30. Pyanopsion (Oktober/November) | Athena |
Apaturia | (?) Pyanopsion (Oktober/November | |
Oschophoria | (?) Pyanopsion (Oktober/November) (Maimakterion) (November/Dezember) | Athena |
Haloa | 26. Posideon (Dezember/Januar) | Demeter |
Theogamia | 2. Gamelion (Januar/Februar) | Hera |
Anthesteria | 11.-13.Anthesterion (Februar/März) | Dionysos |
Diasia | 23. Anthesterion (Februar/März) | Zeus |
Asklepieia | 8. Elaphêbolion (März/April) | Asklepios |
Dionysia (Athen) | 10.-14. Elaphêbolion (März/April) | Dionysos |
Delphinia | 6. Munichion (April/Mai) | Apollon |
Munichia | 16. Munichion (April/Mai) | Artemis |
Olympieia | 19. Munichion (April/Mai) | Zeus |
Thargelia | 6.-7.Thargelion (Mai/Juni) | Apollon |
Bendideia | 19. Thargêlion (Mai/Juni) | Bendis |
Plynteria | 25. Thargêlion (Mai/Juni) | Athena |
Arrhetophoria | 3. Skirophorion (Juni/Juli) | Athena |
Skira | 12. Skirophorion (Juni/Juli) | Demeter |
Dipoleia oder Buphonia | 14. Skirophorion (Juni/Juli) | Zeus |
Athena | Tochter der Metis und des Zeus, Stadtgöttin Athens. |
Amphitrite | Gemahlin des Posideon. |
Aphrodite | Göttin des Liebesverlangens. |
Apollon | Sohn der Leto und des Zeus. |
Ares | Gott des Krieges. |
Artemis | Schwester des Apollon. |
Asklepios | Sohn Apollons, Heiler. |
Athena | Tochter des Metis und des Zeus, Stadtgöttin Athens. |
Boreas | Urgottheit, eisiger Wind. |
Chaos | Urgott, unförmiger Schlund. |
Demeter | Göttin des bestellten Landes. |
Dionysos | Sohn der Semele (Sterbliche) und des Zeus. |
Dioskuroi | Zwillingssöhne Ledas und Zeus’. Kastor ist sterblich, Pollux unsterblich. |
Eileithyia | Erleichtert die Niederkunft. |
Epimetheus | Sohn des Lapetos, Bruder des Prometheus. |
Erebos | Göttliche Urmacht der Dunkelheit. |
Erinnyen | Rachegöttinnen. |
Eros | Prinzip der Vereinigung. |
Gaia | Urgottheit Erde. |
Ganymed | Mundschenk des Zeus. |
Gorgonen | Stheno, Euryale und Medusa, Meeresgottheiten. |
Hades | Herrscht über die Unterwelt. |
Hekate | Herrscht auf Land, Meer, Himmel. |
Hephaistos | Sohn der Hera. |
Herakles | Sohn von Zeus und Alkmene, einer Sterblichen. Verkörperung d. Heldischen. |
Hermes | Sohn des Zeus und der Nymphe Maia, listenreicher Gott. |
Hesperiden | Hesperia (Abendliche), Aigle (Leuchtende), Erytheia (Errötende) bewachen den Baum der Unsterblichkeit. |
Hestia | Tochter von Kronos und Rhea, besitzt ihren Platz am Herd, Göttin des Hauses. |
Hyperboreer | Mythisches Volk, willkommen bei den Göttern, insbesondere Apollon. |
Hypnos | Der Schlaf, Bruder des Thanatos. |
Iris | Verbindet Menschen und Götter. |
Kore | Tochter von Demeter und Zeus. Herrscht über die Unterwelt. |
Kronos | Sohn des Uranos, Vater des Zeus. |
Kyklopen | Söhne Gaias u. Uranos’. Brontes, (der Donnerer), Steropes (der Blitzende), Arges (der Glänzende). Sie schaffen den Blitz für Zeus. |
Kyrene | Göttin der Jagd und Libyens, geliebt von Apollon. |
Leto | Mutter des Apollon und der Artemis. |
Metis | Gemahlin des Zeus, Mutter der Athena, Verkörperung der Klugheit. |
Moiren | Töchter d. Zeus, Schicksalsgöttinnen. |
Musen | Töchter des Zeus. Kalliope (Dichtung), Klio (Geschichte), Melpomene (Tragödie),Thalia (Komödie), Erato (Lyrik), Polyhymnia (Rhetorik), Euterpe (Musik), Terpsichore (Tanz), Urania (Astronomie). |
Nemesis | Urgottheit, Tochter der Nacht. |
Nyx | Urgottheit der Nacht. |
Okeanos | Sohn von Uranos und Gaia, Titan, herrscht über Flüsse und Quellen. |
Pan | Sohn des Hermes, beschützt die Hirten. |
Pandora | 1. Frau, von Göttern geschaffen. |
Peitho | Göttin, die in den Tod geleitet. |
Ploutos | Sohn Demeters, Gott des Reichtums. |
Pontos | Urgottheit des Meeres. |
Posideon | Gott des Meeres. |
Priapos | Gott der Fruchtbarkeit. |
Prometheus | Stiehlt den Göttern das Feuer, hat die Trennung zwischen Menschen u. Göttern unwiderruflich verursacht. |
Rheia/Rhea | Mutter des Zeus. |
Styx | Urgottheit, Fluß der Unterwelt. |
Telchinen | Gottheiten der Metallverarb. |
Thanatos | Der Tod. Urgottheit. |
Themis | Orakelgottheit. |
Thetis | Mutter des Achilleus. |
Uranos | Urgottheit des Himmels. |
Zeus | Sohn des Kronos und der Rheia, König der Götter und Herr des Olymp, Gemahl der Hera. |
- 4000: | 1. Neolithikum auf Kreta. Erste Megaronhäuser |
- 3200: | Bandkeramik |
- 3000: | Die Pelasger in Griechenl. Frühminoische Zeit. 1. und II. Neolithikum. |
- 2900: | Troja I. |
- 2800: | Frühhelladische Zeit |
- 2600: | Seehandel mit Segelschiffen. Kupferlegierung |
- 2300: | Brand von Troja I. |
- 2250: | Bronzezeitalter. Brand von Troja II, verursacht durch die Hethiter. |
- 2000: | Erste Paläste auf Kreta. Schnellrotierende Töpferscheibe |
- 1900: | Einwanderung der Ionier |
- 1700: | Linear A |
- 1600: | Einwanderung der Achäer. Frühmykenische Zeit |
- 1480: | Achäische Ausdehnung nach Zypern und Kleinasien |
- 1450: | Linear B. Versenkung des Reiches von Kreta. Blütezeit von Mykene. Monumentalbauten |
- 1400: | Spätmykenische Zeit. Späte Bronzezeit |
- 1300: | Zerstörung von Troja III (Illiade) |
- 1250: | Ankunft der Dorer. Eisenzeitalter. Brand von Mykene |
- 1200: | Naturkatastrophen |
- 1050: | Protogeom. Keramik. Einführung der phönikischen Buchstabenschrift (Phöniker/Sakar: Nordmeervolk, ca. -1200 im Libanon angesiedelt) |
- 900: | Technik zur Härtung des Eisens |
- 800: | Frühentwicklung der Polis. Entstehung Spartas. Reformen Lykurgs. Sparta herrscht über Lakonien. Griech. Kolonien im Mittelmeer |
- 776: | Beginn der antiken Olympionikenliste |
- 750: | (?) Homer |
- 700: | Unterwerfung der Messenier. Attika als Polis organisiert. Hesiod |
- 650: | Griechische Kolonien im Schwarzmeergebiet. 2. Messenischer Krieg |
- 630: | Kolonisierung der Kyrenaika |
- 624: | (?) Gesetzgebung des Drakon in Athen |
- 600: | Monumentalplastik, schwarzfigurige Vasen, Beginn der ionischen Naturphilosophie (Thales) |
- 594: | Reformen Solons in Athen |
- 561: | Hegemonie Spartas auf dem Peloponnes |
- 548: | Brand des Apollo-Tempels in Delphi |
- 530: | Pythagoreismus |
- 520: | Heraklit |
- 510: | Eleatische Schule |
- 499/94: | Aufstand der kleinasiatischen Griechen gegen Perserherrschaft |
- 490: | Schlacht bei Marathon. Bau der attischen Flotte. Pindar, Parmenid |
- 481: | Bündnis zwischen Sparta und Athen |
- 480: | Neuer pers. Feldzug unter Xerxes. Schlachten bei den Thermopylen und Salamis. Beginn der Blüte der attischen Tragödie (Äschylos) |
- 477: | Attisch-delischer Seebund |
- 468: | Tragödien von Sophokles |
- 464: | Großer Helotenaufstand |
- 460: | Blütezeit Athens durch die Hegemonie i. Seebund. Geschichtsschreibung (Herodot). Ärzteschule des Hippokrates. Philosophischer Materialismus des Anaxagoras. Zeustempel in Olympia |
- 450: | Sophisten (Protagoras). Ausbau der Akropolis. Parthenonbau unter Leitung des Phidias |
- 446: | 30jähriger Frieden zwischen Athen und Sparta |
- 443: | Perikles stand. Stratege. Kalkmörtelbauweise. Antigone auf der Bühne. |
- 431: | Ausbruch des Pelopon. Krieges. Sparta erobert Attika. Blüte der attischen Komödie (Aristophanes) |
- 410: | Beginn des Dekeleischen Krieges. Spartanische Flottenrüstung. Pragmatische Geschichtsschreibung (Thukydides) |
- 404: | Kapitulation Athens. Verlust der Flotte, Zerstörung von Piräus |
- 403: | Neue Errichtung der Demokratie in Athen |
- 400: | Spartanische Hegemonie in Griechenland. Tod des Sokrates |
- 399: | Plato. Verurteilung von Sokrates |
-378/77: | 2. Attischer Seebund. Athen gewinnt Seeherrsch. i.d. Ägäis zurück. Thessalischer Bund. Künstlerschulen in Malerei u. Bildhauerei, Menschendarstellung im Vordergrund |
- 371: | Schlacht bei Leuktra. Gründung des Arkadischen Bundes. Thebanische Hegemonie auf dem griechischen Festland. Ausbau von Megalopolis |
- 369: | Gründ. d. Ätolischen Bundes. Bündnis zwischen Sparta u. Athen gegen Theben. Sog. mittlere Komödie, ern. Höhepunkt der Plastik -362: Allgemeingriechischer Frieden (koiné eiréne). Bedeutende Ärzteschulen in Kos und Knidos. Aufschwung der Rhetorik (Isaios) |
- 359: | Philipp II. König d. Makedonen. Eroberung Makedoniens u. Thrakiens. Kynische Philo. (Diogenes) |
- 338: | Schlacht b. Chaironeia. Korint. Bund. Herakleides erkennt Eigenrotation der Erde. Sikyonische Schule in der Malerei. Praxiteles |
- 335: | Peripatetische Schule des Aristoteles |
- 336: | Alexander der Große |
- 334: | Sieg Alexanders über Persien |
- 330: | Alexander kämpft gegen orientalische Satrapen |
-323/22: | Athen büßt führende Stellung als Seemacht endgültig ein. Neue Komödie (Menander) |
- 310: | Fortführung der atomischen Lehre durch Epikur |
- 305: | Zergliederung des Reiches von Alexander |
- 300: | Stoische Philosophie (Zenon) |
- 290: | Gesetze d. Euklid. Aristarch v. Samos erkennt heliozentr. System |
- 280: | Ankunft d. Kelten in Griechenl. Bukolische Dichtung (Theokrit). Ertatosthenes erkennt die Kugelform der Erde und mißt ihren Umfang. |
- 240: | Utopien (Jambulos, Euhemeros). Rationale Erklärung der Götter. Tyche als abstrakte Gottheit |
- 230: | Hellenenbund d. Makedonen. Archimedische Schraube. Religiöse Mysterien gewinnen Bedeutung |
- 210: | Bogen, Gewölbe, Kuppel in der Architektur |
- 190: | Skeptische Philosophie (Karneades). Pergamon-Altar |
- 170: | Eindringen Roms in das östl. Mittelmeer engt die Wirtschaftsbeziehungen d. hellenist. Staaten ein. |
- 160: | Mosaiktechnik und Wandmalerei |
- 148: | Makedonien unter römischer Herrschaft |
- 146: | Zerstörung Korinths. Griechenland, dem Proconsul von Makedonien unterstellt, ist eine römische Provinz geworden. |
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